Eco-Trail de Paris oder wie Dummköpfe einen schönen Lauf verderben können…

Zu diesem Bericht habe ich ausnahmsweise mal laufen lassen (während ich im Warmen saß) und lasse meinen Clubkollegen Philippe zu Wort kommen. Herzlichen Dank Philippe, dass ich deinen Bericht hier verwenden (übersetzen) darf! Umso mehr, als das Ende… (he, ihr sollt schon bis zu Ende lesen!)

30 km oder 50 km oder 80 km

Doch zunächst ein paar Fakten: Der EcoTrail de Paris bietet dem Läufer eine Auswahl aus drei Distanzen: 30 km, 50 km und 80 km. Zusätzlich seien noch die Höhenmeter erwähnt, denn die gilt es noch hinzuzuzählen: für den 30er sind es 600 (positive) Höhenmeter, für den 50er deren 1000 und für den 80er ungefähr 1500 Höhenmeter, wobei wir also einen vergleichbaren Wert zum bekannten Rennsteiglauf haben. Nebenbei sei noch erwähnt, dass es einen Schnupperlauf über 18 km gibt (für Zweierteams ohne Zeitnahme) sowie Wanderungen (randonnée) und Nordic Walking (marche nordique). Ziel für alle Läufe ist der Eiffelturm in Paris und die Starts entsprechend der Laufstrecke mehr oder weniger entfernt von Paris: für den 80er in St.Quentin, für den 50er im Park des berühmten Schlosses von Versailles und für den 30er im Park des Observatoire de Meudon, einer der wichtigsten Forschungseinrichtungen für Astronomie in Europa.

Parc du Château Versailles

Park von Schloss Versailles – Start EcoTrail de Paris (50 km)

Doch nun lassen wir Philippe zu Wort kommen:

„Mittag, Saint-Quentin-en-Yvelines, und wir sind für einen schönen Naturlauf mit 80 km bis zum Eiffelturm gestartet. Das Wetter ist grau, aber es regnet nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass es im Südwesten von Paris so viele Wasserflächen gibt, Seen und Teiche, Flüsse, Bäche… Gut, es hat nicht gerade wenig geschneit in den letzten Tagen und die Wege sind schlammig, und das ist ein beschönigender Ausdruck! Im Übrigen staut es sich ein bisschen, weil niemand durch den gröbsten Dreck laufen will. Einige singen den alten Schlager „la gadoue, la gadoue… “ (La Gadoue von Serge Gainsbourg, Anm. des Übersetzers). Später am Abend laufen alle durch diesen schwarzen Schlamm, resigniert und die letzten Läufer sinken bis über die Knöchel tief ein. So ein paar Gamaschen sind echt gut!

Der Höhenunterschied ist auch auf dem Programm, ich drehe mich oft um, um die Steigungen zu bewundern, die ich gerade wieder geschafft hatte. Das ist einen Anblick wert! Unglaublich, dass diese Wälder so steile Anstiege und nicht weniger steile Abstiege verbergen können!!! Und erst hinter mir, wie sie sich abstrampeln… Ja, diese Gedanken sind schäbig, aber sie trösten!

Viele Nationen unterwegs

Alles verläuft trotzdem gut bis zu unserer Ankunft – ich schreibe « unserer », weil ich mit einem Philippinen, drei Engländern und Engländerinnen, einem Schweizer, mehreren Franzosen und Französinnen laufe – zu einer herrlichen Wegkreuzung, an der etwa zehn schöne Straßen und Waldwege zusammentreffen inmitten des Waldes von Meudon. Das Problem, auf der linken Seite, 4 oder 5 davon haben eine Markierung!!! Ich gebe zu, dass ich sofort lachen musste und dachte „Ah, diese A…..!“ Gut, wir wurden von einer Spaziergängerin wieder auf den Weg gebracht, die uns anzeigte, dass sie Läufer in Richtung des Waisenhauses habe laufen sehen… Die Rennleitung, die ich kurz anrief, hat mir dann auch bestätigt, dass die nächste Verpflegungsstelle in einem Waisenhaus liegt! Nachdem ich das dann auf englisch meinen Laufkollegen erklärt hatte, ging es auch wieder weiter.

Dunkel und kalt

Die Nacht bricht herein und wir durchqueren im Schneeregen den Park des Observatoriums von Meudon. Der Schlamm wird immer hartnäckiger, die Wege wurden von den vorauslaufenden Läufern aller drei Läufe bereits schön durchgeknetet. Dazu wird es empfindlich kalt. Und da, schon wieder, ein Problem: keine Markierung… Umkehren, wir finden den Weg wieder; meiner Meinung nach fehlt eine Markierung. Und jetzt lache ich nicht mehr!!! Ein Stück weiter, wieder Verwirrung, ich habe gerade rechtzeitig noch einen ausländischen Läufer eingesammelt, der bereits weit und mit schnellem Schritt mit seinen Stöcken nach Meudon hineingelaufen ist!!! Kein Glück Junge, es geht genau in die entgegengesetzte Richtung!!!

Wo ist die Markierung?

In Kontakt mit der Rennleitung gibt diese zu, dass Markierungen mutwillig entfernt wurden « Das ist hier das Hobby von gewissen Leuten!“ und ich versuche die nächste Zeitbarriere zu verhandeln, da uns die zusätzlichen 4 bis 5 Kilometer belasten. Und im Schlamm und in der Nacht kommen wir nicht schnell voran… Und die Verhandlung ist hart…aber vergeblich, weil wir noch den Park von Saint Cloud durchqueren müssen und der wird zu genau festgesetzten Zeiten geschlossen. Wir müssen also den Lauf in Chaville beenden. Und das ist überhaupt und ganz und gar nicht mehr lustig!!!

Trotzdem schöne Erinnerungen

Also gut, ihr habt verstanden, dass ich den Eiffelturm verpasst habe, aber ich habe schöne Momente mit dem ein oder anderen verbracht: „You are Philippine? My first name is Philippe! Lol, me it’s Allan!“ Ein Schweizer Läufer, der fast kein Wasser mehr hatte, hat mir welches angeboten, da er wusste, dass ich ganz auf dem Trockenen war. Das, das sind schöne Erinnerungen! Als ich dann auf dem Marsfeld (mit dem Bus) angekommen bin, verdreckt, steif vor Kälte und müde mit meinem Rucksack und meiner Startnummer, wollte mir ein fliegender Händler einen Eiffelturm verkaufen!!! In Paris überrascht nichts niemanden…. Und ich könnte noch mehr Anekdoten erzählen… Natürlich bedauere ich, dass ich den Lauf nicht beenden konnte, aber es war trotzdem (aus vielen Gründen) ein guter Test für den Wiedereinstieg (Anm.: Philippe hatte eine Laufpause gemacht), der die Saison einleitet…