Kleiner Ausflug über die Grenze – Behobia – San Sebastian: Mehr Stimmung geht nicht !

Oft wird man ja gefragt, was denn der schönste Lauf bislang gewesen sei. Die Antwort fällt mir da jedes Mal schwer, denn (fast) jeder Lauf hat eben seine Reize. Fragt man mich jedoch nach dem Lauf mit der besten Stimmung, fällt mir sofort die Antwort ein: Behobia – San Sebastian.

Sorry, liebe deutsche Lauffreunde, excusez-moi, mes amis français, aber so eine Stimmung gibt es weder in Deutschland noch in Frankreich, sondern eben nur im echten Süden! Dabei ist der Start direkt an der französischen Grenze (kein Problem, von Frankreich aus zu Fuß zum Start zu kommen), nur geht es von dort eben weiter in die andere Richtung, nach San Sebastian.

Behobia – San Sebastian wird am 10. November 2013 zum 49. Mal durchgeführt und zum ersten Mal bereits im Jahr 1919! Diese lange Tradition über 90 Jahre erklärt auch, warum der Lauf in der baskischen Bevölkerung tief verwurzelt ist und es quasi Pflicht ist, dabei zu sein, sei es als einer der jetzt 28.000 Läufer oder als Zuschauer.

Das Schwierigste – die Anmeldung!

Aber warum schreibe ich heute im April über einen Lauf, der erst im November über die Bühne geht? Weil der schwierigste Teil bereits im Mai stattfindet, die Anmeldung! Die Startplätze gehen buchstäblich weg, wie die warmen Semmeln und es ist damit zu rechnen, dass dies innerhalb weniger Tage passiert. Zuerst gibt es eine Voranmeldung für alle, die in den letzten fünf Jahren dabei waren (läuft seit 17. April). Erst dann kommen die Neulinge zum Zug, um sich um die verbleibenden Startplätze zu streiten. Also schon heute Anmeldedatum vormerken: 7. Mai 2013, und dann gleich anmelden! (ich hatte bei meiner Teilnahme 2009 oft mit Server-Überlastungen zu kämpfen und kam erst nach zwei Tagen durch).

Schön ist Spanien woanders

Zum Lauf selbst: Der Fast-Halbmarathon (ca. 20 km, Strecke nicht offiziell vermessen) startet an der spanisch-französischen Grenze in Irun (Behobia) und geht dann über eine hügelige Landstraße hinein nach San Sebastian. Man kommt hierher um dabei zu sein und wegen der Stimmung. Schön ist Spanien woanders: Der Startort ist geprägt durch große Lagerhallen und viele LKW-Parkplätze, ein echter Grenzort eben, über den ein Großteil des Güterverkehrs nach Spanien und Portugal fließt. Vorbei geht es an Hafenanlagen und  gesichtslosen Vororten, lediglich das letzte Stück im alten Zentrum von San Sebastian ist wirklich schön, aber dort nimmst du eh nur noch das Menschen-Spalier wahr, durch das du hindurch läufst und das dich ins Ziel peitscht. Dazwischen ein wenig Landschaft, aber richtig schön wird die Küste erst weiter westlich.

Stimmung pur!

Schon die Stimmung am Start ist phänomenal. Aus allen Richtungen strömen die Läufer herbei und verursachen in dem kleinen Ort sicher den größten Menschenauflauf des Jahres (es gibt übrigens fast 20 Startblocks mit über einer Stunde Zeitversatz!). Dann die erste Hälfte, in der du einfach nur in der Menge mit schwimmen kannst, es sind einfach (zu) viele Leute auf einer Landstraße unterwegs. Ab der Hälfte wurde es etwas übersichtlicher und ich konnte das Tempo etwas anziehen. Unterwegs immer wieder Vororte mit unheimlich vielen Menschen an den Straßen, die immer wieder Venga! Venga! rufen, um dich vorwärts zu treiben. Dann die letzten Kilometer in San Sebastian: eine Menschenmasse treibt dich vorwärts und spornt dich an, wie du es vielleicht noch nie erlebt hast: Venga! Venga!

Praktische Tipps: Übernachtung am einfachsten vielleicht in San Sebastian, von dort organisierte Bustransfers zum Start. Nach dem Lauf dann zurück ins Hotel zum Duschen. In der Altstadt gibt es genügend Restaurants, in denen man den Lauf bei gutem Essen ausklingen lassen kann.

Selbst gelaufen 2009 in 1:37 Stunden.

Alle Infos in Englisch, Französisch, Spanisch und natürlich in Baskisch auf: www.behobia-sansebastian.com.

Behobia - San Sebastian 2009

Behobia – San Sebastian, T-Shirt der 45.Ausgabe

Eskerrik asko! – Alles klar?

Heute schon Termin vormerken! – 18. Mai 2014 – Course du Viaduc de Millau

Laufen über das vielleicht beeindruckendste Brückenbauwerk Europas

Kürzlich wurde beschlossen, dass der Lauf über den Viaduc de Millau im Jahr 2014 wieder stattfinden wird.

Der Lauf wurde bislang nur zweimal durchgeführt, zum ersten Mal im Jahr 2007 und dann 2012. Die seltene Durchführung begründet sich durch die aufwändige Sperrung der Autobahn A 75, die über die Brücke führt und die für den Lauf komplett für einige Stunden gesperrt werden muss.

Die Eröffnung der Anmeldungen ist für den 18. Mai 2013 vorgesehen. Das Teilnehmerfeld wird limitiert sein, wobei das Limit zwischen 10000 – 15000 Läufern liegen wird. Die Laufstrecke wird etwa wieder Halbmarathondistanz haben.

Die Brücke wurde erbaut von dem Stararchitekten Lord Norman Foster; mit einer Gesamthöhe von 343 Metern ist sie höher als der Eiffelturm. Die Einweihung war im Jahr 2004.

Demnächst mehr über diesen außergewöhnlichen Lauf. Wo? Natürlich hier im Blog LaufenInFrankreich!

Für alle Ungeduldigen: www.course-eiffage-viaducdemillau.org/

Course du Viaduc de Millau

Da geht’s hoch! – Viaduc de Millau

La Tulle Brive Nature – Laufen und Ausflüge in der Corrèze

La Tulle Brive Nature ist eine Art « Halte-dich-fit-Veranstaltung » der beiden Schwesterstädte Tulle und Brive-la-Gaillarde im Departement Corrèze (Region Limousin in Zentralfrankreich), die 2011 ins Leben gerufen wurde. Außerdem fand die Veranstaltung am Weltgesundheitstag statt, wie ich auf der Hinfahrt im Radio erfahren hatte.

Wettstreit der Schwestern

Die beiden Städte verbindet eine gewisse Rivalität, da das deutlich kleinere Tulle (15.000 Einwohner) die Hauptstadt des Departements ist, während die etwa 50.000 Einwohner große Stadt Brive-la-Gaillarde den bedeutenderen wirtschaftlichen Standort darstellt.

Neben dem Stoff Tüll, der seinen Namen nach der Stadt Tulle bekam, ist Tulle auch als Standort der letzten Akkordeonfabrik in Frankreich bekannt, dem Hersteller Maugein. In letzter Zeit war von Tulle auch häufiger in den ausländischen Medien zu lesen, da der neue französische Präsident hier zu Hause ist und sieben Jahre lang Bürgermeister war (2001 bis 2008).

Brive dagegen erhält seine wirtschaftliche Bedeutung dadurch, dass es am Kreuzungspunkt der Achsen Paris-Toulouse und Bordeaux-Lyon liegt; die Stadt ist überregional vor allem durch ihre Buchmesse und das Rugbyteam bekannt. Ultraläufern ist Brive vielleicht als Austragungsort von 24-Stunden-Läufen ein Begriff, 2010 wurde hier die Weltmeisterschaft im 24-Stunden-Lauf ausgetragen.

Laufen und mehr

Der Trail, der hier im Mittelpunkt stehen soll, verbindet beide Städte und ist 36 Kilometer lang; Start und Ziel wechseln jedes Jahr zwischen beiden Städten hin und her. Daneben werden noch ein Trail für Einsteiger (12 km), Mountainbike und Rennrad, sowie Wandern und Nordic Walking angeboten, ein richtig großes Sonntagsprogramm also. Ach ja, das Datum: die Veranstaltung fand 2013 am Sonntag, den 7. April statt, also zeitgleich mit den Marathons in Paris und in Cheverny. Die Startgebühr beträgt übrigens nur ganze 11 Euro, was den „Trimm Dich“-Gedanken der Veranstaltung unterstreicht. Ein privater Veranstalter könnte das für diesen Preis nicht kostendeckend organisieren, es sei denn, er hätte einen Megasponsor.

Wie der Begriff „Nature“ im Titel des Laufes andeutet, wird überwiegend auf Feld- und Waldwegen, kleinen Verbindungsstraßen, aber auch Offroad, also querfeldein gelaufen und da wir in Tulle noch in den südwestlichen Ausläufern des Zentralmassivs liegen, kommen zu den 36 Kilometern noch etwa 700 positive Höhenmeter hinzu. Brive liegt dann schon knapp außerhalb des Zentralmassives; die hellen, gelben Kalksteine geben der Stadt bereits ein richtig südfranzösisches Flair, ganz anders als im finsteren, düsteren Tulle.

LaTulleBriveNature,profil du trail

LaTulleBriveNature – Streckenprofil, 700 positive Höhenmeter auf 36 Kilometern zwischen 110 Metern und 500 Metern Meereshöhe

Nach dem Lauf dann das von meinem Lauffreund Philippe gemessene Profil, das dann immerhin 985 Höhenmeter aufwies, die Distanz dagegen waren exakt die angegebenen 36 Kilometer.

Vraie profile de la TulleBriveNature

Nach dem Lauf hat mit Philippe dann dieses Profil zur Verfügung gestellt (Danke dafür!). Nach seinen Angaben waren es 985 positive Höhenmeter.

Doch nun zum Lauf selbst

Wieder mal heißt es früh aufstehen, denn vor dem Start heißt es noch eine Stunde Auto fahren und dann die Startnummer abholen.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Elisabeth, die heute den Chauffeur spielt! Das heißt, keine Parkplatzsuche vor dem Start, keinen Shuttlebus, um nach dem Zieleinlauf wieder zu unserem Auto zurückzukommen und keine eigene Heimfahrt nach dem Lauf. MERCI BEAUCOUP!

Früh vor dem Start um 9 Uhr ist es mit 3 Grad noch recht frisch, allerdings sorgt eine Blaskapelle „Banda“ für Stimmung bei den etwa 400 Läufern und den Mountainbikern, die dann nach uns starten.

TulleBriveNature Banda

Zum Start in Tulle spielt eine „Banda“

Durch das graue Tulle geht es dann nach 2 Kilometern gleich in den ersten Anstieg von etwa 150 Metern. Wir, das heißt Philippe, Philippe (deren zwei), ein Freund von Philippe und ich, sind von Anfang an im hinteren Teil, schließlich ist es für drei von uns der erste Lauf der Saison. Die Bedingungen sind gut, auch der Untergrund ist vom Regen während der Woche noch nicht zu sehr aufgeweicht, aber das soll sich noch ändern…

Eins muss man sagen: die Organisatoren haben sich wirklich alle Mühe gegeben, um uns die Schönheit der Landschaft der Corrèze näherzubringen. Noch ist der Himmel zwar bedeckt, aber gegen 11 Uhr wird sich dann die Sonne zeigen und die morgendliche Bewölkung auflösen.

Nach dem ersten Anstieg geht es dann wiederüberwiegend bergab bis zu einem kleineren Aufstieg nach Cornil, einem kleinen Ort, der von seiner romanischen Kirche und den Resten einer Burg dominiert wird.

Danach wieder bergab, bis uns bei Kilometer 13 der größte Anstieg erwartet. 5 Kilometer geht es hinauf auf den Puy Pauliac, noch über den Steinbruch kurz unterhalb des Gipfels hinaus, bis zu einem Aussichtspunkt mit Orientierungstafel. Bis dahin gilt es ein kleines Felsenmeer aus Granitblöcken bis nach ganz oben zu überwinden.

Carrière au Puy Pauliac

Die Talsohle des alten Steinbruchs am Puy Pauliac – zum Verpflegungspunkt geht es ganz nach oben

Puy Pauliac Montée

Oberhalb des Steinbruchs des Puy Pauliac gibt es einen Aussichtspunkt mit einer Orientierungstafel und – wichtiger – mit einem Verpflegungspunkt

Über 300 Meter geht es wieder hinab, immer wieder auch querfeldein über Wiesen, oder in den Wald geschlagenen Schneisen, das Laufen ist nicht immer ganz so einfach, wie auf Wegen, dazu kommt noch der aufgeweichte Untergrund, der dann seine Krönung im nächsten Anstieg findet, der sich in ein kleines Bachbett verwandelt hat und dem auch durch Zäune und Gebüsch nicht ausgewichen werden kann. Immer wieder machen auch Wandergruppen, die oft dieselben Wege nehmen, das Vorwärtskommen schwierig.

Calvaire d'Aubazine

Kalvarienberg oberhalb von Aubazine – auch hier ging es für Läufer und Wanderer ganz nach oben

Mittlerweile sind auch fast 4 Stunden vergangen und die Steigungen werden schwerer und schwerer. Unsere kleine Gruppe hatte sich längst aufgelöst, aber durch Zufall treffe ich Philippe, der noch blendend in Form ist und mich dann die letzten Kilometer bis ins Ziel begleitet. Die 6 Kilometer vor dem Ziel sind fast eben und es geht nach Brive hinein. Kurz vor der Ziellinie laufen wir noch durch das Rugbystadion von Brive, das mit seinen 15.000 Plätzen zwar menschenleer ist, aber über die Lautsprecheranlage wird Applaus eingespielt, der uns auf den letzten Metern noch einmal beflügelt.

Nach 4 Stunden 45 Minuten laufe ich dann dank Philippe ins Ziel. Alles in allem ein landschaftlich sehr schöner Lauf, vor allem unter der lange vermissten Sonne und mit den ersten Frühlingsblumen. Ein Marathon (Paris oder Cheverny) wäre heute aber sicher einfacher gewesen!

Und da es hier nicht nur ums Laufen geht, noch zwei touristische Sehenswürdigkeiten, eine direkt an der Laufstrecke und eine nicht weit davon.

Ausflugstipp 1: Le Canal des Moines (Kanal der Mönche) in Aubazine

Ein frühes Beispiel außergewöhnlicher Ingenieurbaukunst ist der Kanal der Mönche in Aubazine, ein 1,5 Kilometer langer Versorgungskanal, der im 12. Jahrhundert von Mönchen der romanischen Zisterzienserabtei in Aubazine in einen steilen Berghang gegraben wurde. Der Kanal zapft den kleinen Bach Coyroux an und versorgt Teiche, Mühlen und die Abtei selbst mit frischem Wasser. Es ist wirklich beeindruckend, wie der Kanal hoch am Hang weiter über dem Bachbett verläuft und mit welcher Präzision das Gefälle und der Verlauf geplant wurden. Das Bauwerk wurde 2010 komplett restauriert und ist das ganze Jahr über seine ganze Länge frei zugänglich. Ausschilderung ab dem zentralen Platz in Aubazine (zwischen Tulle und Brive).

Le canal des moines, Aubazine, Corrèze

Der Canal des Moines bei Aubazine verläuft zum Teil spektakulär weit oberhalb des Tales, von dem er sich weiter oben das Wasser anzapft

Abbaye Aubazine

Abtei in Aubazine, die durch den Canal des Moines mit Frischwasser versorgt wird

Ausflugstipp 2 in Donzenac, 5 Kilometer nördlich von Brive: Les Pans de Travassac

Wieder eine „Man-Made“ Natursehenswürdigkeit vom Feinsten: Ein alter Schieferbruch. Das Besondere daran ist, dass die abgebauten Schiefer hier senkrecht, oder saiger, wie es bergmännisch heißt, stehen. Dadurch entstand durch den Abbau ein kulissenartig aufgebauter Steinbruch. Senkrecht aufragende Wände der zwischen den Schieferlagen befindlichen nicht abgebauten Gesteine und vollgelaufene Abbaugruben bilden eine spektakuläre Kulisse, die teils über Metallstege, teils über Durchbrüche in den Felswänden zugänglich ist. Ein wahres Eldorado für Fotofans! Zugänglich von April bis November, nur mit Führung, Eintritt. Auch heute werden noch kleine Mengen Schiefer zu Restaurierungszwecken abgebaut. Wie es gemacht wird, wird auf der Führung gezeigt. Viele Fotos und Infos auch in englischer Sprache: http://www.lespansdetravassac.com/

Le Pans de Travassac, Donzenac, Corrèze

Steile Wände der nicht abgebauten Zwischenschichten bilden eine beeindruckende Kulisse im alten Schieferbruch von Donzenac

Meine 10 Tipps für deinen ersten 100-Kilometer-Lauf

Letzte Woche hatte ich einen 100-Kilometer-Lauf in der wunderschönen Dordogne vorgestellt. Und für alle, die diese mythische Strecke einmal angehen möchten, habe ich 10 Tipps zusammengestellt, die euch helfen sollen, ans Ziel zu kommen. Natürlich gäbe es noch mehr zu sagen, aber hier einmal ein Anfang:

Erstens

Für die 100 Kilometer sind die Regeln der Mathematik außer Kraft gesetzt. Ja wirklich, wenn ihr die 100 Kilometer durch zwei teilt, ist das Resultat nicht 50 und 50, sondern 70 und 30 Kilometer! Und die zweite Hälfte (also, die letzten 30 Kilometer) ist die schwierigere Hälfte. Wie beim Marathon, der auch bei 30 Kilometer beginnt, fängt der 100er erst bei Kilometer 70 an. Denkt daran!

Zweitens

Schön einteilen! Niemand kann sich ein ganzes Wildschwein auf den Teller legen, außer er heißt Obelix! Schneidet euch die Strecke also in schöne Teilstückchen, die leichter verdaulich sind. Setzt euch Zwischenziele, zum Beispiel die erste Verpflegungsstelle, ein Ort, einen Wendepunkt usw.

Drittens

Beim ersten Hunderter solltet ihr nur ein Ziel haben: ANKOMMEN! Zerbrecht euch nicht den Kopf über eine Zeit. Ihr wisst ja bereits: ein Marathon sind keine zwei Halbmarathons. Und 100 Kilometer sind nicht zwei Marathons und ein (kleiner) Halber. Beim ersten Mal geht es darum, die Distanz zu b-e-g-r-e-i-f-e-n, das ist alles.

Viertens

Schön langsam angehen! Lasst euch nicht von den anderen verrückt machen. Oft laufen die Leute los, wie für einen Marathon; einen Teil davon seht ihr wieder! Mein Tipp für den Start: maximal 75-80 % der Marathongeschwindigkeit!

Fünftens

Und weil es wichtig ist, noch einmal: nicht zu schnell loslegen. Bremst euch! Auch wenn das Tempo euch am Anfang lächerlich erscheint, bei Kilometer 90 ist es das nicht mehr. Denkt an den 30. oder 35. Kilometer beim Marathon. Wenn ich da müde bin, laufe ich halt noch 5 oder 7 Kilometer. Du willst dir aber nicht vorstellen, ab dem 70. Kilometer zu gehen, oder?

Sechstens

100 km sind laaaang. Nehmt euch die Zeit, von der Strecke zu verschwinden, mental natürlich. Das Laufen wird ein Automatismus, du wirst (fast) immer auf Asphalt laufen, also ist keine große Aufmerksamkeit notwendig, vor allem solltest du nicht auf das nächste Kilometerschild warten (die meisten Hunderter haben alle 5 Kilometer eine Markierung)! Beim Laufen kommen einem viele Einfälle oder es gelingt sogar, Probleme über die du schon lange nachgedacht hast, zu lösen – du wirst sehen, die Kilometer vergehen so viel schneller (die Peripatetiker haben das auch so gemacht).

Siebtens

Bevor es los geht, denkt nach und sucht einen Satz oder einen Spruch, der euch in schwierigen Momenten weiterhilft. Wiederholt den Satz wie die buddhistischen Mönche ihr berühmtes Mantra OM oder wie Barrack Obama sein „Yes, we can!“ Die französische Version davon „Yes, week-end“ ist dagegen weniger geeignet ;-)).

Achtens

Wenn ganz schwer wird, visualisiert schöne Laufmomente, zum Beispiel deinen Zieleinlauf als du Marathonbestzeit gelaufen bist oder andere Höhepunkte deiner Laufkarriere. Die Glückshormone werden helfen, kleine und größere Weh-Wehchen zu vertreiben. Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt.

Neuntens

Auf 100 Kilometern gibt es keine Überraschungen! Unglücklicherweise, gibt es manchmal doch welche, aber du kannst sie minimieren! Vor dem Start, kennst du den Streckenverlauf auswendig: schwierige Stellen, die kleine Steigung bei Kilometer 93, die Verpflegungsstellen natürlich und auch deine Zwischenziele (siehe Punkt 2). Eventuell hast du vorher schon selbst ein paar Passagen besucht oder hast dich zumindest informiert: Fotos der Vorveranstaltungen, Google Earth, Berichte anderer Läufer, es gibt viele Informationsquellen. Auf der Strecke kann dich dann nichts mehr aufhalten!

Zehntens

Für die Vorbereitung gibt es leider keine magische Formel. Für den Marathon gibt es unendlich viele Trainingspläne, für den Hunderter ist die Auswahl schon kleiner. Mein Tipp: bleib bei deinem bewährten Marathon-Vorbereitungsplan, außer zwei Ausnahmen: Erstens, der Halbmarathon, der meist vier Wochen vor dem Marathon im Programm steht, wird ein Marathon oder warum nicht auch ein 6-Stunden-Lauf. Lauf diese Strecke dann im vorgesehenen 100er Rhythmus, nicht schneller! Und schon gar kein Angriff auf die Rekordzeit! Zweitens, sollten die langen Läufe am Wochenende länger sein, als in der Marathonvorbereitung, aber auch deutlich langsamer.

Viel Glück!

Mit diesen Tipps sollte es dir nicht schwer fallen, deinen ersten 100er zu schaffen und 100-Kilometer-Läufer zu werden, oder wie sie im französischen auch heißen „Les Centbornards“ (une borne sagt man hier auch für einen Kilometer) und dein Schutzpatron ist ab sofort St. Bernard (weil sich das auf centbornard so schön reimt)!

Und jetzt viel Spaß bei deiner Vorbereitung und bei der Umsetzung dieses großen Laufzieles viel Erfolg. Ich drück dir die Daumen, je croise les doigts!

Saint-Bernard au Col de Grand St. Bernard

Saint-Bernard – Schutzheiliger der 100 Kilometer Läufer – oder habe ich da etwas verwechselt?
(Im Französischen ist Saint-Bernard sowohl der Hl. Bernhard als auch der Bernhardiner)