UTMB bekommt Nachwuchs: OCC

Für alle Trailfreunde, die sich bislang die Ultradistanzen beim UTMB nicht zugetraut haben, hat der Veranstalter für 2014 einen neuen Kurs angekündigt.

Der OCC (Orsières-Champex-Chamonix) startet auf Schweizer Boden im Ort Orsières (an der Straße zum Großen St. Bernhard) und folgt dann ab Champeix denselben Wegen, wie der CCC und der UTMB mit Zielort Chamonix.

Die Laufstrecke wird 50 Kilometer bei 3100 Höhenmetern betragen. Qualifikationspunkte sind für diese Herausforderung nicht notwendig. Finisher erhalten einen Qualipunkt.

Der Lauf siedelt sich damit zwischen dem Marathon de Montblanc und dem „Mont-Blanc 80 km“ an (beide Ende Juni 2014), bleibt aber deutlich unter den Distanzen der anderen Wettbewerbe des UTMB (ab 98 Km).

Alle Infos, auch in deutscher Sprache : http://www.ultratrailmb.com/page/217/OCC.html

Place du Triangle de l'Amitié (CHX)

Ziel aller Läufe des UTMB – Der „Platz des Dreiecks der Freundschaft“ in Chamonix

28 August, 7 Uhr: Startschuss TDS (Sur les Traces des Ducs de Savoie) in Courmayeur (Aostatal)

Heute um 7 Uhr fiel der Startschuss für den TDS.

Ich wünsche meinen Lauffreunden Marc, Philippe J. und Philippe P. bestes Bergwetter für ein unvergessliches Abenteuer in den italienischen und französischen Alpen!

Allez, les amis !

Petit Saint Bernard

TDS – Die Läufer passieren nach 36 Kilometern den Kleinen St. Bernhard (2188 m) – hier sollten alle noch einigermaßen frisch ankommen

Col de la Sauce, Mont Joly, Montblanc

TDS – die Läufer passieren den Col de la Sauce nach 70 Kilometern; grasbewachsener Pass rechts im Bild, im Hintergrund der Montblanc. Aufnahme vom Roc du Vent

UTMB – Nur die Harten kommen in den Garten

Den Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB) hier vorstellen zu wollen, wäre ungefähr so, wie Eis auf den Mont-Blanc hinaufzutragen…

Deshalb folgt an dieser Stelle auch eine sehr persönliche Einschätzung von einer Teilnahme am CCC im Jahr 2010 (zur Erinnerung: CCC steht für Courmayeur (Italien)-Champeix (Schweiz)-Chamonix (Frankreich), 98 km, 5800 Höhenmeter, max. 26 Stunden, jährlich am letzten Wochenende im August).

Alle Informationen zu diesem Lauf gibt es (auch in deutscher Sprache) auf der Seite:

http://www.ultratrailmb.com/

Mont-Blanc

Der Mont-Blanc von Chamonix-Planpraz aus gesehen, links im Bild die Aiguille de Midi

Der UTMB auf dem weihnachtlichen Gabentisch

Jährlich zur Weihnachtszeit heißt es also, sich zu entscheiden: soll ich oder soll ich nicht… mich mit harten Einheiten durch den Sommer schlagen, um Ende August fit zu sein, nicht nur fit, sondern superfit, um eine realistische Chance zu haben, Chamonix im Rahmen der Wettbewerbe wieder zu erreichen…

Dann das Kreuz mit den Punkten: OK, für CCC und TDS kein Problem, die zwei Pünktchen sind schnell beisammen, aber beim UTMB wird’s schon kniffliger…(jetzt 7 Punkte in maximal 3 Qualifikationsläufen in 2 Jahren)

Damit ist es aber nicht getan, denn deiner persönlichen Entscheidung folgt ja auch noch die Auslosung! Nur beim TDS kannst du sicher sein, einen Platz zu bekommen, die beiden anderen sind immer überbucht…

Höhenmeter um Höhenmeter

Die Vorbereitung läuft gut. Der Marathon du Mont-Blanc (siehe Archiv) im Juni war ein erster Härtetest. Noch ein Spezialtraining in der Auvergne am Mont Sancy bringen zusätzliche Höhenmeter. Das Ziel ist gesteckt: 25 Stunden 59 Minuten, also ankommen in der Maximalzeit von 26 Stunden, alles andere ist unwichtig.

Die Spannung steigt

Kurz vor dem Lauf in Chamonix: Ich hatte mir beim Marathon du Mont-Blanc im Juni noch einen Platz, pardon ein Plätzchen, auf dem Camping „l’Ile des Barrats“ gesichert… Natürlich geht es eng zu Ende August in Chamonix, aber die Bergläufer sind fast unter sich, schnell kommt man mit anderen Laufkollegen aus allen Herrn Ländern ins Gespräch. Das ist sicher eine Besonderheit des UTMB: wohl kaum ein anderer Lauf ist so international besetzt. Vor allem die vielen Läufer aus Fernost fallen sofort ins Auge.

Der Tag davor

Nochmal steigt die Spannung. Startnummer abholen – perfekt organisiert! Durchs Marathondorf schlendern, mit anderen Läufern fachsimpeln, noch ein Souvenir erstehen. Es ist sehr warm heute, einen Tag vor dem Lauf. Die Hitze am Nachmittag und mögliche Strategien, wie ihr begegnet werden kann, sind das Hauptthema. Es sollte sich noch herausstellen, dass diese Diskussionen völlig umsonst waren…

Los geht’s

Um es vorweg zu nehmen: Nein, ich bin nicht zu Fuß wieder in Chamonix angekommen… Aber dazu später!

Früh aufstehen ist angesagt, die Busse nach Courmayeur fahren früh los, so dass alle Starter pünktlich um 10 Uhr an den Start kommen. Kühl ist es – eine Kaltfront hat das Sommerwetter von gestern abgelöst. Dunkle Wolken ziehen sowohl in Chamonix als auch in Courmayeur am Himmel durch. Und die Vorhersage ist alles andere als ermutigend…

Am Start in Courmayeur dann großes Spektakel mit Sponsoren und Co. Leider aber nur für die Spitzengruppe, ein Großteil der Läufer kriegt davon nichts mit, nur eine dumpfe Geräuschkulisse dringt in die hinteren Reihen. Ein Gefühl, das sich noch bestätigen sollte. Der Lauf ist in erster Linie organisiert für die Laufteams der Sponsoren und die Spitzengruppe, das Gros der Läufer wird zwar gerne als notwendige, da zahlende Schar akzeptiert, aber getan für die Masse wird dann nur das Nötigste. Und pünktlich zum Start kommt auch der Regen…

Kritikpunkt Start. 2000 Teilnehmer starten im Zentrum von Courmayeur zeitgleich. Die Konsequenz zeigt sich im ersten Anstieg zum Rifugio Bertone. Stau wie am Freitagabend am Mittleren Ring. Gemessener Zeitverlust: 20 Minuten im Aufstieg!!! Das Vorderfeld ist davon natürlich nicht betroffen. Aber im hinteren Teil heißt es: Rien ne va plus!

Am Grand Col Ferret tun mir die freiwilligen Helfer leid. Der Wind pfeift, der Regen peitscht und sie müssen noch die Stellung halten, die Läufer vom UTMB stehen ja auch noch auf dem Programm… Ich dagegen, bin froh, wieder ins Tal zu kommen…

Kritikpunkt Verpflegung. Die Verpflegungspunkte La Fouly und Chapeix Lac sind auch durch das schlechte Wetter völlig überlastet. 15 Minuten anstehen für einen Teller warme Suppe! Ich ärgere mich, verpflegungstechnisch nicht völlig autark zu sein und mich auf die Verpflegungsstellen verlassen zu haben. Da schlimmste ist aber, aus den völlig überhitzten Zelten  wieder ins Freie zu kommen. Ich brauche etwa 15 Minuten, damit es mich nicht mehr friert wie einen Schneider und die Betriebstemperatur wieder erreicht ist.

Dann der Aufstieg zur Bovine: es schüttet, das Wasser kommt in Sturzbächen die Hänge und vor allem auch den Anstieg hinunter. Jetzt bedaure ich es, mich für einen Lauf ohne Stöcke entschieden zu haben. Mit Stockeinsatz ist es leichter, in dem Morast die Balance zu bewahren. Die Temperatur dürfte mittlerweile circa nur noch 4 Grad betragen. Der Abstieg nach Trient wird nicht leichter, die Moral ist am Boden, aber ich weiß, dass ich voll im Zeitplan bin und mir in Trient sogar eine etwas längere Pause gönnen könnte. Aber der Gedanke an das überhitzte Zelt ist mir zuwider und ich plane, nur kurz in Trient zu bleiben. Ich will weitermachen!

Trient

Dann der Schock! Die Helfer in Trient haben Anweisung, keinen Läufer passieren zu lassen. Alle müssen in Trient bleiben. Unterbrechung, Abbruch? Keiner weiß, was los ist. Kritikpunkt: Information. Keiner weiß, wie es weiter geht. Nur Fragen, keine Antworten. Der Abbruch (wie sich später herausstellt) war wetterbedingt sicher berechtigt, aber die Informationspolitik war katastrophal. Aus meiner geplanten kurzen Pause werden fast drei Stunden Zwangsaufenthalt. Dann ist die Rede von Bussen und ein Hauen und Stechen beginnt, denn jeder ist natürlich völlig ausgekühlt und erschöpft und will zurück. Das erste Mal habe ich meine Rettungsdecke wirklich nötig gehabt. Auch der SMS-Benachrichtigungsservice für die Begleiter wurde unvermittelt eingestellt, keinerlei Info zum Rennabbruch mitten in der Nacht.

Chamonix

Von den 2000 Startern haben es etwa 400 bis Chamonix geschafft, die anderen verbliebenen Läufer wurden in Trient oder Vallorcine gestoppt. Im Nachhinein hatten wir noch Glück, dass wir wenigstens einen Teilabschnitt laufen konnten, denn meinen Lauffreunden, die sich für TDS und UTMB angemeldet hatten, war es noch schlechter ergangen. Sie sind entweder gar nicht gestartet oder der Abbruch kam noch viel früher (UTMB am Freitag 21.15 Uhr nach Start um 16.00 Uhr).

Trotzdem hatte ich mir meine Rückkehr nach Chamonix ganz anders vorgestellt. Aus dem Bus stapfe ich zum Kleidersackdepot, dann zur Dusche und den unvorstellbar weiten Weg zurück zum Zeltplatz, wo ich dann sehr, sehr müde ins Zelt falle.

Epilog

Bis jetzt habe ich noch nicht wieder die Lust verspürt, hinter den CCC doch noch einen Haken zu machen und mich wieder anzumelden. Die frühe Anmeldung, das elitäre Gebaren der Veranstalter und die erwähnten organisatorischen Mängel haben mich davon abgehalten.

Vergleiche sind ja immer schwierig, aber als Breitensportler mit der Ambition, bei solchen schwierigen Läufen einfach nur anzukommen, habe ich mich 2012 beim SwissAlpine in der Schweiz wesentlich besser aufgehoben gefühlt, als beim UTMB im Jahr 2010. Wenn ich heute für nächsten Sommer eines der beiden Ziele auswählen sollte, würde die Wahl eindeutig zugunsten von Davos fallen!

Auch eine Alternative in Frankreich scheint mir interessant zu sein, aber dazu kann ich bislang nichts sagen: 5 Wochen vor dem UTMB findet ein kleiner Berglauf im benachbarten Beaufortain statt. Streckenlänge und Höhenmeter ähnlich wie beim CCC, ca. 300 Teilnehmer. Wer also auf Spektakel verzichten kann und sich aufs Laufen konzentrieren will, dem empfehle ich, mal hier vorbeizuschauen:

www.ultratour-beaufortain.fr

Ich kenne die Gegend vom Wandern und kann sie nur wärmstens empfehlen!

Tour du Beaufortain

Im Beaufortain: Das Refuge Presset (2514 m) auf der Tour du Beaufortain, rechts die Pierra Menta (2714 m)