Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss – La Loire Intégrale

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss – La Loire Intégrale

Frankreich ist ein Paradies für Langstreckenläufer. Die Auswahl an langen, sehr langen und noch längeren Läufen ist gerade im Sommer schon enorm. Hier eine der Möglichkeiten, in Frankreich einen Aktivurlaub der besonderen Art zu verbringen: La Loire Intégrale.

1023 Kilometer und 17 Etappen

Wie der Name schon sagt, folgt der Lauf der Loire und zwar von der Quelle bis zur Mündung. Und die Loire ist lang, sehr lang sogar, nämlich – so zeigt zumindest ein Blick in Wikipedia – 1004 Kilometer. Nachdem die Wege auch mal einen kleinen Umweg machen, ergibt die Laufstrecke sogar 1023 Kilometer, die in 17 Etappen zwischen 50 und 75 Kilometern zurückgelegt werden, übernachtet wird auf Campingplätzen, die an der Loire reichlich vorhanden sind, ein paar Mal auch in Turnhallen. Die Teilnehmer der Loire Intégrale folgen Straßen, Radwegen und Treidelpfaden. Der Lauf hat ausdrücklich keinen Wettkampfcharakter und aus Gründen der Gleichheit sind Begleitpersonen, zum Beispiel auf dem Fahrrad nicht zugelassen. Gestartet wurde heute morgen, am 5. August 2015.

Klar ist auch, dass Läufe über solche extremen Distanzen keine Massenveranstaltungen. sind. Ganze 25 Teilnehmer waren das ausgeschriebene Maximum und deren 20 standen am Vortag (4.8.15) in der Teilnehmerliste, darunter auch 3 TeilnehmerInnen aus Deutschland.

Ich drücke allen die Daumen, dass sie gesund am Atlantik ankommen.

Und weil die Loire wirklich ein langer, ruhiger aber auch sehr schöner Fluss ist, unten noch ein paar Bilder zur Einstimmung.

Interessant ist übrigens die Antwort auf die Frage, in welchem Département die Loire entspringt. Es ist nicht, wie man meinen könnte das Département Haute-Loire (43), sondern – Überraschung! – das Département Ardèche (07). Die namensgebende Ardèche ist ja ein, besonders bei den Wassersportlern beliebter, Rhonezufluss. Aber hier, an einem Berg namens Gerbier de Jonc (1551m), befindet sich auch die Quelle der Loire.

Alle Infos zum Lauf: http://www.loireintegrale.fr

(Achtung: Läufe wie dieser werden nicht unbedingt regelmäßig, das heißt jährlich durchgeführt, deshalb rechtzeitig informieren und am besten mit den Organisatoren direkt Kontakt aufnehmen.)

Loire-Impressionen

La Loire Intégrale

Die berühmte Brücke „Pont Canal“ in Digoin im Department Allier (fertiggestellt 1838) – hier führt der Canal du Centre über die Loire

La Loire Intégrale

Blois – die Stadt im Department Loir-et-Cher ist immer eine Reise wert

La Loire Intégrale

Die Loire bei Bréhémont – eine wirklich schöne Uferpromenade in dem kleinen Ort unweit des Schlosses Villandry

La Loire Intégrale

Am Zusammenfluss von Vienne und Loire in Candes-St. Martin, einem der schönsten Dörfer Frankreichs

La Loire Intégrale

Flussidyll mit Kühen und Boot bei Montjean-sur-Loire (die Kühe stehen auf einer Landzunge einer Loire-Insel rechts vom Bild)

La Loire Intégrale

Sicher nicht mehr der schönste Teil der Loire, aber ganz kurz vor dem Ziel – Fischerhütten bei Ebbe vor der Brücke von Saint Nazaire

 

Grand Raid de Camargue

Grand Raid de Camargue

Pferde, Salz, Schilf und Flamingos

Nach so viel Bergen im Blog, heute mal was gaaanz anderes: Für den 12. September 2015 ist ein neuer Trail in der Camargue angekündigt. Die Strecke von insgesamt 106 Kilometern kann solo oder im Team zu dritt zurückgelegt werden. Der Start ist in Salin-de-Giraud, Ziel in Vauvert, die Camargue wird also einmal durchquert.

Höhendifferenzen gibt es hier quasi keine und laut Veranstalter sind die Wege und Pfade so gut, dass auch mit Straßenschuhen gelaufen werden kann.

Gesperrte Wege und eine Fahrt mit der Fähre

Seinen besonderen Reiz wird der Raid durch die Tatsache erfahren, dass viele der Lauf-Wege normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt sind und nur am Veranstaltungstag zugänglich gemacht werden. Eine Fährpassage über die kleine Rhone ist ebenfalls in der Strecke enthalten.

Organisiert wird der Trail von Einheimischen, die sich der Gegend und der Umwelt verbunden fühlen. Das verspricht ein schöner Gegensatz zu vielen, mittlerweile doch sehr kommerziellen Veranstaltungen zu werden und ist Unterstützung wert!

Wer sich also zwischen Reisfeldern, Pferden, Flamingos, Salz, Sand und Schilf gut aufgehoben fühlt, hitzeresistent ist  und auch die mentale Stärke für lange Geraden und endlose Horizonte hat, hier die Internetseite mit allen Infos (en français seulement):  http://www.grandraidcamargue.fr/

Grand Trail de Camargue

Typische Camargue-Landschaft mit Flamingos

Ein Markt mit regionalen Produkten sowie ein typisches Essen am Sonntag mit traditionellen Darbietungen sind ebenfalls angekündigt. Bislang (Ende Juli) ist der Anmeldestand noch recht niedrig, der Lauf sollte also auch für Kurzentschlossene noch machbar sein (Achtung: keine Einschreibung vor Ort). Viel Spaß!

Bildnachweis: PIXABAY – herausragende kostenlose Bilder für deine kreativen Projekte

 

 

Eiger Ultra Trail 2015

Eiger Ultra Trail 2015

Ok, der Eiger ist nun definitiv nicht in Frankreich, aber diese jährlichen Ausflüge in die Schweiz bekommen bei mir langsam Tradition. Der Hunderter in Biel 2011, der SwissAlpin in Davos 2012, La Traversée in Verbier im Jahr 2014 und diesmal also Grindelwald am 18. Juli 2015. Vielleicht ist es ja das Leben in Frankreich, das die Sehnsucht nach der geordneten und beschaulichen Schweiz hervorruft, wer weiß!

E51 – Der Panoramatrail

Wie im Vorjahr in Verbier hatte ich mich wieder für die Mitteldistanz entschieden, in diesem Fall für den sogenannten Panoramatrail oder auch E51 mit , man kann es sich denken, 51 Kilometern und insgesamt 3100 positiven (und negativen) Höhenmetern. Die lange Strecke hat 101 Kilometer und ist mit +6700 Metern doch eine gewaltige Herausforderung und hätte bei meinem Tempo einen Lauf durch die ganze Nacht bedeutet. Der kürzere E16 komplettiert das Programm.

EigerUltraTrail

Der Tag vor dem Start: Die Startnummer ist abgeholt, das Pflichtmaterial kontrolliert – es kann losgehen!

Sehr warm – auch in den Bergen

An den Tagen vor dem Lauf war ungewöhnlich warmes Bergwetter, so dass der Start auch um eine Stunde auf sechs Uhr morgens vorverlegt wurde. Erwartungsgemäß war alles bestens organisiert, die Startnummernausgabe schnell erledigt und ein obligatorisches Briefing am Vorabend gab die passende Einstimmung sowie letzten Sicherheitshinweise und Wetterprognosen für den Lauftag.

EigerUltraTrail

Der Start- und Zielbereich mit dem Eiger im Hintergrund

Die ersten neun Kilometer führen von Grindelwald etwa neunhundert Höhenmeter hinauf auf die Große Scheidegg, Almwiesen wechseln mit Wäldern und schnell werden aus den breiten Wegen Singletrails, die sich den Berg hinaufwinden.

EigerUltraTrail

Das erste Zwischenziel ist nach neun Kilometern Aufstieg erreicht: die Große Scheidegg

Recht erholsam geht es dann hinüber auf den First, die spektakuläre Nordwand des Eigers immer zur Linken fest im Blick.

EigerUltraTrail

Ein erholsamer Abschnitt: von der Großen Scheidegg zum First

EigerUltraTrail

Verpflegungspunkt am First (insgesamt sieben)

EigerUltraTrail

Aufstieg nach dem Verpflegungspunkt First zum Bachalpsee

Vom Bachalpsee ist das Faulhorn, mit 2680 Metern der höchste Punkt des Panoramatrails dann schon in Sicht, aber unsere Wegführung ist eine andere und führt uns über die Südflanke des Reeti zunächst hinauf und dann weit bergab zum Oberläger bzw. zur Bussalp.

EigerUltraTrail

Ein Bergidyll vor der Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau – der Bachalpsee

EigerUltraTrail

Nochmal auftanken, bevor es nach oben geht: Oberläger/Bussalp

Hier ist wieder einer der zahlreichen Verpflegungspunkte bevor dann das schwerste Teilstück steil hinauf auf das Faulhorn erwartet. Zum Glück (für den Läufer) bleibt der Himmel bedeckt und die Temperaturen deutlich unter den vorhergesagten Höchstwerten. Kurz vor dem Gipfel wird es dann sogar empfindlich kühl und es regnet sogar im Gipfelbereich.

EigerUltraTrail

700 Höhenmeter im Anstieg, das Ziel immer vor Augen – das Faulhorn.

Also schnell wieder hinunter! Die Landschaft wechselt jetzt komplett das Bild. Dominierten vorher grünbewachsene Hänge und Almwiesen, wird das Gelände jetzt steinig und karstig, leichter Blockschutt ersetzt die bislang doch recht guten Bergpfade.

EigerUltraTrail

Im Rückblick – das Faulhorn, 2680 m. Woher der Name wohl kommt? Wer faul ist, kommt nicht hoch oder wie?

EigerUltraTrail

Landschaftlich ein Traum – zum Laufen eher weniger – das Saegistal zwischen Faulhorn und Schynige Platte

Wirklich spektakulär!

Dafür werden wir jetzt mit fantastischen Ausblicken hinunter auf Interlaken sowie den Thuner und den Brienzer See belohnt – fast ebenso spektakulär wie zuvor der Blick auf die senkrecht abfallenden Wände des Eiger – der Panoramatrail hat seinen Namen wirklich verdient! Dies bleibt auch so, bis wir den beliebten Ausflugsberg, die Schynige Platte bei Kilometer 35 erreichen.

EigerUltraTrail

Vorne Blockschutt und Schneereste, ganz unten der Brienzer See

EigerUltraTrail

Trägt den Namen zurecht: der Panoramatrail, hier der Blick vom Trail auf Interlaken und den Thuner See

Dann steht der lange Abstieg nach Burglauenen an: über 1000 Meter geht es oft steil hinab nach Burglauenen, viele Steine und vor allem Wurzeln machen das Laufen nicht gerade flüssig, zudem verziehen sich jetzt am Nachmittag die Wolken und es wird unangenehm heiß. Ein knackiger Gegenanstieg kommt dann auch noch hinzu.

EigerUltraTrail

Der steile Abstieg nach Burglauenen – hier ein bequemer Teil über eine frisch gemähte Bergwiese – im Hintergrund schon Grindelwald, das Ziel

In Burglauenen gibt es noch einmal einen Verpflegungspunkt und wer hier ankommt, hat das Ziel „gefühlt“ schon erreicht. Für die Läufer des E101 dagegen, geht es jetzt in den zweiten Streckenabschnitt steil hinauf bis auf den Gipfel des Männlichen.

Die letzten sieben Kilometer des E51 bleiben auf breiten Wegen oder schmalen Straßen und lassen sich „leicht“ laufen. Nur der Schlussanstieg von Grindelwald Grund zum Zielgelände an der Sporthalle hat es dann noch einmal in sich. Aber in der Hauptstraße gibt es zum Lohn noch einmal die Anfeuerung der Zuschauer.

EigerUltraTrail

Am Tag danach mit meinem Lauffreund Laurent aus Belgien, Finisher des E101

Gelaufen am 18. Juli 2015 in 11:50:37, das selbstgesteckte Ziel von 12 Stunden war damit erreicht! Natürlich geht es auch schneller: der Sieger des E101 brauchte nur sensationelle 11:44 Stunden und der beste Läufer des E51 war nach 5:22 Stunden wieder in Grindelwald, aber die beiden haben bestimmt unterwegs keine Fotos gemacht!

EigerUltraTrail

Brauchtumseinlage der Grindelwalder Trychler mit ihren riesigen Kuhglocken vor der Siegerehrung

Der Vollständigkeit halber: der E101 wurde dann am Abend wegen starker Gewitter für 2 Stunden unterbrochen (zumindest für die Läufer, die einen Kontrollpunkt erreichten) und dann auf (teils verkürzter) Strecke wieder aufgenommen. Eine gute Entscheidung der Organisation!

Fazit: Der Eiger Ultra Trail ist sicher landschaftlich und von der Streckenführung her, einer der schönsten Bergtrails der Alpen. Außerdem bietet Grindelwald viele Möglichkeiten, den Aufenthalt zu verlängern. Ein großer Wermutstropfen ist natürlich der aktuelle Wechselkurs des Schweizer Franken. Aber trotzdem gerne wieder!

 

 

 

 

 

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 5 – Von Estaing nach Conques (36 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 5 – Von Estaing nach Conques (36 Km)

Durch das Aveyron

Schlussakkord in der Rouergue

Erstmals werden wir heute Morgen nicht dem Jakobsweg, also dem GR 65, folgen, sondern eine Alternativroute nehmen und zwar den GR 6, der dann nach 19,5 Kilometern wieder mit dem Jakobsweg zusammentrifft. Grund dafür ist, dass der GR 65 in diesem Abschnitt sehr viel auf kleinen Straßen verläuft und der GR 6 reizvoller sein soll. Auch dieser Weg ist gut markiert, dennoch merkt man an dem dichten Bewuchs, der in die Wege hineinragt , dass sie weit weniger begangen sind, als der Hauptweg.

Estaing-Conques

Ein hübsches Steinhaus bei Campuac

Nach steilem Anstieg erwartet uns eine Abfolge von hübschen kleinen Dörfern in der Landschaft der Haut-Rouergue: Campuac, Espeyrac, Sénergues um nur einige zu nennen. Die Höhen erreichen hier immerhin auch noch 650 Meter über dem Meer, so dass heute insgesamt auch noch einmal 868 positive Höhenmeter auf dem Programm stehen.

Campuac

Kirchplatz in Campuac

Die meisten lassen es heute ruhig angehen, denn in Conques ist ja unser letztes Ziel erreicht und die Rückfahrt nach Le Puy ist erst für den nächsten Morgen geplant.

Campagnac

Ein schneller Kilometer!

Conques

Conques – Unser Zielort ist wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs und wenn man eine Rangfolge innerhalb dieser schönsten Orte machen würde, wäre Conques sicher nochmal ganz vorne dabei. Allerdings bleibt uns der Ort bis zuletzt verborgen. Die letzten beiden Kilometer geht es steil durch dichten Laubwald bergab und dieser gibt den Blick auf Conques nur unwillig preis. So ist der Ort erst am Ortsrand in seiner ganzen Pracht zu sehen: im Mittelpunkt die Kathedrale Sainte-Foy mit ihrem Tympanon, einem Meisterwerk der Romanik: lange kann man die zahlreichen Figuren, die das Jüngste Gericht darstellen bewundern, ohne dass man wirklich alle Details gesehen hat. Darum herum drängen sich die mittelalterlichen Häuser, die in engen und steilen Gassen am Hang liegen.

Conques

Ankunft in Conques

Conques

Abbatiale Sainte-Foy und mittelalterliche Häuser in Conques

Conques

Abbatiale Sainte Foy mit dem berühmten Tympanon

Doch zunächst gilt unser Blick unserem Transportfahrzeug, dass auf dem Platz Erfrischungen für uns bereithält. Eine letzte Anstrengung ist dann noch der Weg ins Gite, eines der letzten Häuser oben am Hang.

Jetzt heißt es erst einmal duschen und ausruhen, bevor ein kleiner Ortsrundgang auf dem Plan steht und zum gemeinsamen Abendessen – heute im Restaurant – ist noch viel Zeit.

Conques

208 Kilometer sind geschafft – Olivier und ich im „Ziel“

Fazit

Eine Laufreise, die viel Spaß gemacht hat, aber vor allem wegen des heißen Wetters genau an den fünf Lauftagen sehr, sehr anstrengend war. Es war schön, viele Lauffreunde aus dem vergangenen Jahr wiederzusehen und neue Gleichgesinnte zu treffen. Die Gruppe hat auch prima zusammengepasst.

In den vergangenen Tagen sind wir in eine eigene Welt eingetaucht und es fällt schwer, diesen Rhythmus, die Freunde und dieses ganz banale „einen Fuß vor den anderen setzen“ wieder gegen die „normale“ Welt einzutauschen, die uns morgen wieder erwartet.

Conques

Warten auf den Apero!

Conques

Zielfoto mit allen Teilnehmern in Conques

Links

Fremdenverkehrsbüro in Conques: Conques

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Gelaufen am 8. Juni 2015, 36 Kilometer, Höhendifferenz 868 Meter positiv und 859 Meter negativ, in 7:02 Stunden. Wetter: sonnig bis 31 °C.

 

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 4 – Von Nasbinals nach Estaing (53 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 4 – Von Nasbinals nach Estaing (53 Km)

Vom Aubrac in das Tal des Lot

Die zweite lange Etappe

Natürlich steckt heute Morgen noch die Müdigkeit von gestern in den Knochen. Vorteil heute: es geht viel bergab, nämlich von der Hochfläche des Aubrac hinunter in das Tal des Lot auf gut 300 Meter Meereshöhe.

Aubrac

Über die Weiden des Aubrac

Abschied vom Aubrac

Zunächst aber erst noch einmal das Aubrac. Verliefen die Wege gestern noch zwischen den Weideflächen hindurch, ist die Wegführung heute eine Andere: wir durchqueren die Weiden. Also: Gatter auf, Gatter zu, wie wir das von den Alpen kennen. Außerdem haben die Kühe die Eigenschaft, sich immer wieder genau vor den Toren niederzulassen, so dass auch diese erst zur Seite komplimentiert werden wollen. So kommt am frühen Morgen echtes Alm-Feeling auf.

Aubrac

Heute Morgen geht es über die Weideflächen des Aubrac

Dann der Ort Aubrac: „an diesem Ort des Schreckens und der tiefen Einsamkeit“ sollen einst die Mönche an die Klostermauern geschrieben haben. Nach alten Aufzeichnungen war man in dieser Gegend auch nur in Gruppen unterwegs, um den Schrecken des Schneefalls, der Wölfe und Wildschweine zu bestehen als auch von Wegelagerern und Straßenräubern sicher zu sein.

Aubrac

Weites Land – über die Hochflächen des Aubrac – ein Traum

Heute ist Aubrac ein beliebter Ferienort, wobei Ort schon zu viel gesagt ist. Ein Hotel, eine einfachere Unterkunft, sonst gibt es hier nicht viel. Erwähnenswert sind allerdings die Kirche mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert, ein Überrest der alten Klosteranlage, sowie ein kleiner botanischer Garten mit den typischen Pflanzen der Hochfläche.

Aubrac

Ankunft im kleinen Ort Aubrac – nur zur Transhumance (Almauf-/abtrieb)
ist hier wirklich was los

Aubrac

Aubrac – Vom alten Kloster (Domerie) ist noch die Kirche erhalten

Aligot:

Wir können das Plateau des Aubrac aber nicht verlassen, ohne die gastronomische Spezialität der Region zu erwähnen: das Aligot. Es besteht zu zwei Dritteln aus Kartoffelbrei und zu einemDrittel aus „Tomme fraiche“, einem sehr jungen, noch weichem Käse, sowie etwas Butter, Sahne, Knoblauch und Kräutern. Diese Mischung wird dann langsam auf dem Feuer und ständigem Rühren erhitzt, bis die Mischung lange Fäden zieht, die sich „bis einen Meter über den Topf ziehen lassen“ (beim Herausschöpfen die Fäden am besten abschneiden). Ein Essen eher für kalte Tage!

St.-Chely-d'Aubrac

Für ein Pelforth war es noch zu früh (Frühstückspause)

Ins Tal des Lot

Die Landschaft ändert jetzt sehr schnell ihre Erscheinungsform. Dichte Wälder und üppige Vegetation säumen unseren Weg hinab ins Tal des Lot. Allerdings machen viele große Steine und schlechte Wege den erhofften leichten Abstieg viel schwerer als erwartet. In der schönen Gemeinde St. Chély d‘Aubrac ist Frühstückspause. Ein kleines Teilchen, gefüllt mit Heidelbeeren lacht mich aus einer Bäckerei an, stellt sich dann aber leider als sehr trocken heraus. Schade! Damit der Tag nicht zu einfach wird, geht es jetzt erst noch einmal 100 Höhenmeter hinauf, bevor es endgültig ins Lottal hinuntergeht.

St.-Côme-d'Olt

St.-Côme-d’Olt – Mittagspause in einem der schönsten Dörfer Frankreichs

St_Come_Olt

Eine Kulturreise

St.Côme d’Olt, eines der schönsten Dörfer Frankreichs erwartet uns (zu den „plus beau villages de France“ siehe den Artikel XXXX). Ein schattiger kleiner Park ist Ort unserer Mittagspause. Nudelsalat! Her mit den Kalorien!

Nächster kultureller Höhepunkt ist die kleine romanische „Chapelle de Perse“ bei Espalion. Ein kleiner Aufstieg ist nötig, um ins Innere zu kommen, aber es lohnt sich. Das Tympanon, Wandmalereien und Skulpturen lohnen den Umweg. Außerdem ist um die Kapelle ein kleiner Friedhof und wo ein Friedhof ist, da ist auch ein Wasserhahn! Hier sogar mit „Eau potable“, also Trinkwasser.

Chapelle de Perse

Die romanische Chapelle de Perse bei Espalion

Und nochmal Kultur: Eine Besonderheit gibt es ein paar Kilometer weiter in der Kirche Saint-Pierre de Bessuéjouls: Die gotische Kirche mit noch vorhandenen romanischen Elementen im Turm liegt wunderschön im Grünen. Um die Besonderheit zu finden, muss man sich im Turm durch einen wahrlich schmalen Aufgang nach oben zwängen und kommt dann in eine romanische Kapelle, die erhöht im Turm liegt. Wirklich ein Kuriosum!

St. Pierre de Bessuéjouls

St. Pierre wartet mit einer Überraschung im Inneren auf

Das Pilgern kein Zuckerschlecken ist, beweist die Wegführung nach der schönen Kirche. Statt im Tal zu bleiben, nimmt der Weg die Direttissima über den nächsten Höhenzug: 200 Meter Höhenmeter steiler Anstieg! Ich frage mich, ob der Pilger, den ich bei der Kirche getroffen habe, mit seinem voll bepacktem Esel, hier wohl hinaufkommt. Aber mir bleibt nicht die Zeit, das abzuwarten, denn wieder ist ein Gewitter im Anzug. Noch 9 lange Kilometer bis nach Estaing!

Estaing / Lot

Das Schloss von Estaing – wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Estaing

Wir befinden uns übrigens jetzt im Departement Aveyron und sind damit mittlerweile auch in der Region Midi-Pyrénées angekommen. Die alte Bezeichnung der Landschaft ist „Rouergue“. Estaing, wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs, mit seinem imposanten Schloss will einfach nicht näher kommen. Nach Verrières ist zwar der Lot wieder erreicht, aber die Straßenschilder weisen noch drei unerbittliche Kilometer bis Estaing aus. Puuuhhhhh!

Die lange Etappe findet ihr offizielles und angemessenes Ende auf der gotischen Brücke von Estaing, wo unsere Organisatoren uns mit ihren Fotoapparaten empfangen, damit es auch schöne Ankunftsbilder für unser Album gibt! Also: OUISTITI !!!

Geschlafen wir heute pilgergerecht in einer umgebauten Kapelle – frisch renoviert und heute Gite der Gemeinde Estaing.

Estaing

Ankunft in Estaing – das Tagesziel ist erreicht

Gepäck

Ein paar Worte zum Thema Gepäck: Im Hinblick darauf hatten wir es einfach: bis auf kleine Trinkrucksäcke mit wenigen Dingen im Gepäck, mussten wir nichts auf unserem Rücken transportieren. Zwei Kleinbusse nahmen unser Gepäck jeweils morgens auf und spuckten es abends wieder aus. Jedem „richtigen“ Pilger kann ich nur den Rat geben, wirklich auf alles zu verzichten, was nicht unbedingt notwendig ist und so leicht wie irgend möglich unterwegs zu sein. Zahlreiche, auf Leichtprodukte spezialisierte Hersteller machen das heute möglich, wenngleich die Gewichtsreduktion meist auch mit einem höheren Preis einher geht. Einen Leichtrucksack mit maximal 10-12 Kilo würde ich mir als Obergrenze setzen. Außer du willst Buße tun und leiden (viele schicken von unterwegs auch Pakete mit überflüssigem Gepäck nach Hause).

Links

Tourismus im Tal des Lot: http://www.tourisme-lot.com/en

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Gelaufen am 7. Juni 2015, 53 Kilometer, Höhendifferenz 989 Meter positiv und 1835 Meter negativ, in 10:26 Stunden. Wetter: früh sonnig, Mittag bis 31 °C, ab Nachmittag aufziehende Gewitter mit ein paar wenigen Regentropfen.