Laufen auf dem Jakobsweg (von Le-Puy-en-Velay nach Conques) Teil I

Laufen auf dem Jakobsweg (von Le-Puy-en-Velay nach Conques) Teil I

4 ½ Tage – 208 km

Teil 1 – Von Le-Puy-en-Velay nach St. Privat d’Allier

In diesem und den nächsten Beiträgen geht es wieder auf den Jakobsweg (siehe auch April 2014 und die dann folgenden Beiträge). Startpunkt ist diesmal die kleine Stadt Le-Puy-en-Velay in der Auvergne, genauer im Departement Haute-Loire. Vielen gilt das Stück zwischen Le-Puy und Conques als schönster Abschnitt des französischen Teils des Jakobsweges. Lassen wir uns überraschen!

Nach den tollen Erlebnissen im Vorjahr habe ich mich wieder einer Gruppe unter Leitung des Vereins AVENTURAID angeschlossen. Allein die Tatsache, dass wieder acht Läuferinnen und Läufer vom Vorjahr dabei waren zeigt, dass der Veranstalter vieles richtig macht: prima Atmosphäre, gute Betreuung und viel Spaß stehen auf dem Programm – trotz aller Anstrengung und diesmal extremen Temperaturen an allen 5 Tagen bis zu über 33 °C.

Le-Puy-en-Velay

Blick die Rue des Tables hinauf zur Katedrale von Le-Puy-en-Velay

Le Puy – Pilger und Linsen

Bevor es auf den Weg geht, darf ein Rundgang in der kleinen, sympathischen Stadt Le Puy natürlich nicht fehlen. Alles steht im Zeichen der Jakobspilger und dem wohl bekanntesten Produkt der Stadt, der grünen LePuy-Linse. Das stark hügelige und von Basaltkegeln gekennzeichnete Hochplateau des Velay bietet den Linsen beste Wachstumsbedingungen. So begegnet man den Linsen zwangsläufig in den meisten Restaurants der Stadt wieder: Bratwurst mit Linsen oder Linsensalat sind wohl die beiden häufigsten Gerichte in Le Puy. Aber auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten. Das kleine historische Stadtzentrum mit vielen Geschäften lädt zu einem Stadtbummel ein. Der Dom und die jeweils auf Basaltkegeln stehende Marienstatue und die Kapelle Saint-Michel verlangen dem Stadtbesucher einiges an Kondition ab. Die Anstrengung wird mit phantastischen Blicken über die Stadt belohnt.

LePuy-Conques

Vor dem Start an der Kathedrale von Le-Puy

Die erste Etappe

Für uns Läufer fällt der Startschuss am Donnerstagnachmittag auf den oberen Stufen der Kathedrale. Auf die kurze Stadtquerung folgt dann der lange Anstieg aus dem Becken von Puy hinauf auf das Hochplateau des Velay. Von den 24 Kilometern des ersten Nachmittages geht es nach 500 Metern bereits hinauf und der Anstieg ist erst bei Kilometer 19 zu Ende. Das Wetter meint es bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen bis zu 32 °C dann doch etwas zu gut mit uns. Der Schweiß läuft in Strömen und der Körper verlangt ständig nach Flüssigkeit. Neben einer organisierten Verpflegung bei Kilometer 9, sind Dorfbrunnen und öffentliche Wasserhähne willkommene Zwischenziele!

LePuy-Conques

Kirche in St. Christophe sur Dolaison

LePuy-Conques

Die dicken Mauern der Kapelle St Roch bei Montbonnet bieten Einkehr und etwas Abkühlung, bevor es wieder auf den Weg geht

Erst die letzten 5 Kilometer geht es dann hinunter in das Tal des Allier, der die natürliche Grenze zur Margeride bildet, einer wenig bekannten Landschaft des französischen Zentralmassivs, doch dazu mehr beim nächsten Mal! Also dran bleiben – Fortsetzung folgt!

LePuy-Conques

Der Weg ist nicht zu verfehlen – gute Ausschilderung des GR 65 zwischen Le-Puy und Conques

LePuy-Conques

Der Ort St. Privat d’Allier liegt hoch über dem Tal des Allier

 

Praktische Hinweise

Le-Puy als ein Hauptziel der Pilger ist genauso wie die anschließende Wegstrecke nach Conques bestens mit Infrastruktur ausgestattet: Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés sind bestens auf Pilger bzw. durchreisende Tagesgäste eingerichtet. Verschiedene Taxidienste bieten die Rückkehr von Conques nach Le-Puy an. Das Auto kann in Le-Puy zu besonderen Tarifen in der Tiefgarage bleiben (städtische Tiefgarage Le Breuil: Woche 22 €, für den Touristentarif beim Personal melden!). Wir waren im Gîte/Apparthotel les Capucins gut untergebracht, neue Zimmer, freundliche Leitung (auch deutschsprachig). Die Übernachtungspreise im Gîte liegen bei 22-26 €, die Zimmer deutlich darüber.

Links

Für den beliebten Abschnitt von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Zum Fremdenverkehrsbüro in Le-Puy geht’s hier: http://www.ot-lepuyenvelay.fr/

Und wer sich vor der Abreise stärken will, dem sei die Seite der grünen Puy-Linse empfohlen: http://www.lalentillevertedupuy.com/. Die Linse hat übrigens auch eine Facebook-Seite!

Strecke gelaufen am 4. Juni 2015, Start: 13.45 Uhr; Laufzeit: 3:48 Stunden, 24 Kilometer, Höhenunterschiede: +634 m, – 435m

Schöne Festtage und ein verletzungsfreies Jahr 2015!

Mairie Limoges Noël

Jedes Jahr im Dezember erstrahlt das Rathaus von Limoges im vorweihnachtlichen Licht.

Allen Followern und Lesern schöne Festtage und ein schönes und erlebnisreiches Jahr 2015!

Joyeux Nöel et une bonne année 2015 !

Steht eure Laufplanung für 2015 schon? Wenn nicht, findet ihr hier in den Beiträgen von Laufeninfrankreich sicher einen Lauf nach eurem  Geschmack!

Eine ganz besondere Empfehlung von mir findet ihr hier: Laufen auf dem Jakobsweg

Die Joëlette – Laufen und wandern mit Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Die Joëlette – Laufen und wandern mit Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Was ist die Joëlette?

Die Joëlette ist eine Art Sänfte mit Laufrad, die es Personen mit eingeschränkter Mobilität ermöglicht, an Wanderungen oder auch an Läufen teilzunehmen.

Joëlette

Der Ausflug kann beginnen

Entwickelt wurde das Transportmittel schon 1988 von einem Mann in Savoyen, der seinen körperbehinderten Neffen mit in die Berge nehmen wollte. Die ersten Joëlettes wurden noch ihm selbst gebaut, bald war die Nachfrage danach aber zu groß, so dass er sein eingereichtes Patent verkaufte. Heute wird das Gerät von der Firma Ferriol-Matrat in St. Etienne in Serie gefertigt.

Joëlette

Start mit Gruppenfoto

Telethon-Wochenende

Zum aktuellen Telethon-Wochenende (siehe dazu den Artikel vom Vorjahr: Telethon ) hat unser Laufclub heute einen etwa sieben Kilometer langen Lauf mit der Joëlette organisiert. Treibende Kraft dabei ist der Laufkollege Frédéric , der zur Zeit dabei ist, einen Verein zu gründen, um Begleitpersonen und Passagiere in der Region zusammenzubringen.

Joëlette

Zum Einlaufen eine ebene Strecke

Auch Joëlette-Fahren will gerlernt sein

Zugegebenermaßen haben wir an einigen Trainingsabenden das Laufen mit der Joëlette geübt, denn es braucht schon ein bisschen Erfahrung, um das Gerät zu bedienen. Das Gewicht wird zwar hauptsächlich über das stoßgedämpfte Rad getragen, aber die Balance und die Abstimmung zwischen dem Hintermann und dem Vordermann/den Vordermännern verlangt schon ein paar Trainingseinheiten, vor allem bevor es in schwierigeres Terrain geht.

Joëlette

Bergauf gibt es Muskeltraining extra

Ich denke, die Bilder zeigen, dass es den beteiligten Läufern und auch unserem Passagier Patrick heute Nachmittag eine Menge Spaß gemacht hat. Es wird sicher nicht der letzte Ausflug dieser Art gewesen sein.

Joëlette

Begegnung mit Traktor und Mannschaftswechsel

Das die Joëlette auch hochgebirgstauglich ist, zeigt die Seite:

http://www.hce.asso.fr

Handicapevasion

(in französischer Sprache)

Hier die Seite des Herstellers:

http://www.ferriol-matrat.com/

(auch in deutscher Sprache)

Les gendarmes et les voleurs du temps – Die Gendarmen und die Zeitdiebe

Einer der ganz großen Landschaftsläufe in Frankreich und auch deshalb hier ganz am Anfang, weil er für mich quasi vor der Haustüre liegt. 2013 zum vierzehnten Mal durchgeführt, ist die „klassische“ Laufstrecke 32 km lang. Dazu kommen wohlgemerkt aber noch etwa 900 m Höhenmeter und diese jeweils hoch und auch wieder runter, da es sich um einen Rundkurs durch die Monts d’Ambazac handelt.

Die Monts d’Ambazac sind ein Mittelgebirge aus Gneis und Granit nördlich von Limoges (Region Limousin – etwa 400 km südlich von Paris in den westlichen Ausläufern des Zentralmassivs) mit Höhen zwischen ca. 500 m und 700 m. Die Anstiege sind durchaus giftig zu nennen, zwar nie sehr lang, aber manchmal doch recht kernig, so dass für die 32 km insgesamt circa eine Marathonzeit einzurechnen ist. Diese Annäherung ist bei Landschaftsläufen natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, da unterschiedliche Wetterbedingungen schnell zu starken Zeitdifferenzen führen.

Beeindruckend der Start auf einer großen Wiese: der Startschuss wird von berittenen Gendarmen in historischen Uniformen gegeben (kein Wunder, die „Gendarmerie nationale“ ist auch Veranstalter), der Hubschrauber kreist über den Läufern und dann rennt alles auf ein Nadelöhr zu. Wer auf Zeit laufen will, muss also einen Blitzstart hinlegen, so dass er sich nicht gleich im Gedränge wiederfindet, denn auf den Feld- und Waldwegen ist das Überholen bei so vielen Teilnehmern (einige Tausend) nicht immer möglich oder einfach. Wer mehr Zeit mitbringt, lässt die Meute erst mal laufen, die wird schon noch müde!

Inzwischen gibt es in Ambazac auch einen 10 km Schnupperlauf für all jene, die mal einen Landschaftslauf versuchen möchten, einen Lauf nur für Frauen, einen Kinderlauf, Wanderungen und seit 2011 auch einen Lauf für „Gourmands“ oder „Kilometer-Schlemmer“ über jetzt 68 km (Kilometerzahl und Höhendifferenz waren seit der Einführung aufgrund von Streckenänderungen immer etwas unterschiedlich).

Mit über 2100m Höhendifferenz kommt die „Grand Tour du Limousin“ an alpine Läufe heran, die Länge der Steigungen bleibt aber natürlich viel kürzer. Im Vergleich zum Rennsteiglauf würde ich sagen, dass die „Grand Tour du Limousin“ deutlich anspruchsvoller ist, bis hin zu einem Anstieg, der seilgesichert ist und man sich hochziehen kann/muss (je nach Wetter). Und das kostet Zeit! Der Lauf verdient sich denn auch 2 Qualifikationspunkte für den UTMB (der Rennsteiglauf nur ein Pünktchen).

Im Ziel bekommt jeder Teilnehmer (32 km und 68 km) einen schönen Porzellanteller als Erinnerung, wir sind hier schließlich kurz vor Limoges, einer Stadt, die für ihr Porzellan weltberühmt ist!

Selbst gelaufen 2007 (32 km – 3:27 Stunden) und 2012 (68 km – 10:45 Stunden).

Anmeldung bis 3.Mai 2013 möglich, ab 15. April jedoch 10€ mehr; keine Anmeldungen vor Ort.

Infos, Anmeldung, Unterkunft: www.gendarmes-et-voleurs.com

Persönlicher Tipp: Die Verpflegung war bei der Grand Tour 2012 „asketisch-minimalistisch“ oder vornehmer ausgedrückt „course en semi-autonomie“. Also Riegel, Zucker oder was ihr sonst so braucht, unbedingt einpacken, ev. auch isotonische Getränke (es gab meist nur Wasser).

Les Gendarmes et les Voleurs du Temps - Ambazac (Region Limousin, Frankreich)

Les Gendarmes et les Voleurs du Temps – Ambazac (Region Limousin, Frankreich)