Laufen auf dem Jakobsweg Teil 5 – Von Estaing nach Conques (36 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 5 – Von Estaing nach Conques (36 Km)

Durch das Aveyron

Schlussakkord in der Rouergue

Erstmals werden wir heute Morgen nicht dem Jakobsweg, also dem GR 65, folgen, sondern eine Alternativroute nehmen und zwar den GR 6, der dann nach 19,5 Kilometern wieder mit dem Jakobsweg zusammentrifft. Grund dafür ist, dass der GR 65 in diesem Abschnitt sehr viel auf kleinen Straßen verläuft und der GR 6 reizvoller sein soll. Auch dieser Weg ist gut markiert, dennoch merkt man an dem dichten Bewuchs, der in die Wege hineinragt , dass sie weit weniger begangen sind, als der Hauptweg.

Estaing-Conques

Ein hübsches Steinhaus bei Campuac

Nach steilem Anstieg erwartet uns eine Abfolge von hübschen kleinen Dörfern in der Landschaft der Haut-Rouergue: Campuac, Espeyrac, Sénergues um nur einige zu nennen. Die Höhen erreichen hier immerhin auch noch 650 Meter über dem Meer, so dass heute insgesamt auch noch einmal 868 positive Höhenmeter auf dem Programm stehen.

Campuac

Kirchplatz in Campuac

Die meisten lassen es heute ruhig angehen, denn in Conques ist ja unser letztes Ziel erreicht und die Rückfahrt nach Le Puy ist erst für den nächsten Morgen geplant.

Campagnac

Ein schneller Kilometer!

Conques

Conques – Unser Zielort ist wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs und wenn man eine Rangfolge innerhalb dieser schönsten Orte machen würde, wäre Conques sicher nochmal ganz vorne dabei. Allerdings bleibt uns der Ort bis zuletzt verborgen. Die letzten beiden Kilometer geht es steil durch dichten Laubwald bergab und dieser gibt den Blick auf Conques nur unwillig preis. So ist der Ort erst am Ortsrand in seiner ganzen Pracht zu sehen: im Mittelpunkt die Kathedrale Sainte-Foy mit ihrem Tympanon, einem Meisterwerk der Romanik: lange kann man die zahlreichen Figuren, die das Jüngste Gericht darstellen bewundern, ohne dass man wirklich alle Details gesehen hat. Darum herum drängen sich die mittelalterlichen Häuser, die in engen und steilen Gassen am Hang liegen.

Conques

Ankunft in Conques

Conques

Abbatiale Sainte-Foy und mittelalterliche Häuser in Conques

Conques

Abbatiale Sainte Foy mit dem berühmten Tympanon

Doch zunächst gilt unser Blick unserem Transportfahrzeug, dass auf dem Platz Erfrischungen für uns bereithält. Eine letzte Anstrengung ist dann noch der Weg ins Gite, eines der letzten Häuser oben am Hang.

Jetzt heißt es erst einmal duschen und ausruhen, bevor ein kleiner Ortsrundgang auf dem Plan steht und zum gemeinsamen Abendessen – heute im Restaurant – ist noch viel Zeit.

Conques

208 Kilometer sind geschafft – Olivier und ich im „Ziel“

Fazit

Eine Laufreise, die viel Spaß gemacht hat, aber vor allem wegen des heißen Wetters genau an den fünf Lauftagen sehr, sehr anstrengend war. Es war schön, viele Lauffreunde aus dem vergangenen Jahr wiederzusehen und neue Gleichgesinnte zu treffen. Die Gruppe hat auch prima zusammengepasst.

In den vergangenen Tagen sind wir in eine eigene Welt eingetaucht und es fällt schwer, diesen Rhythmus, die Freunde und dieses ganz banale „einen Fuß vor den anderen setzen“ wieder gegen die „normale“ Welt einzutauschen, die uns morgen wieder erwartet.

Conques

Warten auf den Apero!

Conques

Zielfoto mit allen Teilnehmern in Conques

Links

Fremdenverkehrsbüro in Conques: Conques

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Gelaufen am 8. Juni 2015, 36 Kilometer, Höhendifferenz 868 Meter positiv und 859 Meter negativ, in 7:02 Stunden. Wetter: sonnig bis 31 °C.

 

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 4 – Von Nasbinals nach Estaing (53 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 4 – Von Nasbinals nach Estaing (53 Km)

Vom Aubrac in das Tal des Lot

Die zweite lange Etappe

Natürlich steckt heute Morgen noch die Müdigkeit von gestern in den Knochen. Vorteil heute: es geht viel bergab, nämlich von der Hochfläche des Aubrac hinunter in das Tal des Lot auf gut 300 Meter Meereshöhe.

Aubrac

Über die Weiden des Aubrac

Abschied vom Aubrac

Zunächst aber erst noch einmal das Aubrac. Verliefen die Wege gestern noch zwischen den Weideflächen hindurch, ist die Wegführung heute eine Andere: wir durchqueren die Weiden. Also: Gatter auf, Gatter zu, wie wir das von den Alpen kennen. Außerdem haben die Kühe die Eigenschaft, sich immer wieder genau vor den Toren niederzulassen, so dass auch diese erst zur Seite komplimentiert werden wollen. So kommt am frühen Morgen echtes Alm-Feeling auf.

Aubrac

Heute Morgen geht es über die Weideflächen des Aubrac

Dann der Ort Aubrac: „an diesem Ort des Schreckens und der tiefen Einsamkeit“ sollen einst die Mönche an die Klostermauern geschrieben haben. Nach alten Aufzeichnungen war man in dieser Gegend auch nur in Gruppen unterwegs, um den Schrecken des Schneefalls, der Wölfe und Wildschweine zu bestehen als auch von Wegelagerern und Straßenräubern sicher zu sein.

Aubrac

Weites Land – über die Hochflächen des Aubrac – ein Traum

Heute ist Aubrac ein beliebter Ferienort, wobei Ort schon zu viel gesagt ist. Ein Hotel, eine einfachere Unterkunft, sonst gibt es hier nicht viel. Erwähnenswert sind allerdings die Kirche mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert, ein Überrest der alten Klosteranlage, sowie ein kleiner botanischer Garten mit den typischen Pflanzen der Hochfläche.

Aubrac

Ankunft im kleinen Ort Aubrac – nur zur Transhumance (Almauf-/abtrieb)
ist hier wirklich was los

Aubrac

Aubrac – Vom alten Kloster (Domerie) ist noch die Kirche erhalten

Aligot:

Wir können das Plateau des Aubrac aber nicht verlassen, ohne die gastronomische Spezialität der Region zu erwähnen: das Aligot. Es besteht zu zwei Dritteln aus Kartoffelbrei und zu einemDrittel aus „Tomme fraiche“, einem sehr jungen, noch weichem Käse, sowie etwas Butter, Sahne, Knoblauch und Kräutern. Diese Mischung wird dann langsam auf dem Feuer und ständigem Rühren erhitzt, bis die Mischung lange Fäden zieht, die sich „bis einen Meter über den Topf ziehen lassen“ (beim Herausschöpfen die Fäden am besten abschneiden). Ein Essen eher für kalte Tage!

St.-Chely-d'Aubrac

Für ein Pelforth war es noch zu früh (Frühstückspause)

Ins Tal des Lot

Die Landschaft ändert jetzt sehr schnell ihre Erscheinungsform. Dichte Wälder und üppige Vegetation säumen unseren Weg hinab ins Tal des Lot. Allerdings machen viele große Steine und schlechte Wege den erhofften leichten Abstieg viel schwerer als erwartet. In der schönen Gemeinde St. Chély d‘Aubrac ist Frühstückspause. Ein kleines Teilchen, gefüllt mit Heidelbeeren lacht mich aus einer Bäckerei an, stellt sich dann aber leider als sehr trocken heraus. Schade! Damit der Tag nicht zu einfach wird, geht es jetzt erst noch einmal 100 Höhenmeter hinauf, bevor es endgültig ins Lottal hinuntergeht.

St.-Côme-d'Olt

St.-Côme-d’Olt – Mittagspause in einem der schönsten Dörfer Frankreichs

St_Come_Olt

Eine Kulturreise

St.Côme d’Olt, eines der schönsten Dörfer Frankreichs erwartet uns (zu den „plus beau villages de France“ siehe den Artikel XXXX). Ein schattiger kleiner Park ist Ort unserer Mittagspause. Nudelsalat! Her mit den Kalorien!

Nächster kultureller Höhepunkt ist die kleine romanische „Chapelle de Perse“ bei Espalion. Ein kleiner Aufstieg ist nötig, um ins Innere zu kommen, aber es lohnt sich. Das Tympanon, Wandmalereien und Skulpturen lohnen den Umweg. Außerdem ist um die Kapelle ein kleiner Friedhof und wo ein Friedhof ist, da ist auch ein Wasserhahn! Hier sogar mit „Eau potable“, also Trinkwasser.

Chapelle de Perse

Die romanische Chapelle de Perse bei Espalion

Und nochmal Kultur: Eine Besonderheit gibt es ein paar Kilometer weiter in der Kirche Saint-Pierre de Bessuéjouls: Die gotische Kirche mit noch vorhandenen romanischen Elementen im Turm liegt wunderschön im Grünen. Um die Besonderheit zu finden, muss man sich im Turm durch einen wahrlich schmalen Aufgang nach oben zwängen und kommt dann in eine romanische Kapelle, die erhöht im Turm liegt. Wirklich ein Kuriosum!

St. Pierre de Bessuéjouls

St. Pierre wartet mit einer Überraschung im Inneren auf

Das Pilgern kein Zuckerschlecken ist, beweist die Wegführung nach der schönen Kirche. Statt im Tal zu bleiben, nimmt der Weg die Direttissima über den nächsten Höhenzug: 200 Meter Höhenmeter steiler Anstieg! Ich frage mich, ob der Pilger, den ich bei der Kirche getroffen habe, mit seinem voll bepacktem Esel, hier wohl hinaufkommt. Aber mir bleibt nicht die Zeit, das abzuwarten, denn wieder ist ein Gewitter im Anzug. Noch 9 lange Kilometer bis nach Estaing!

Estaing / Lot

Das Schloss von Estaing – wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Estaing

Wir befinden uns übrigens jetzt im Departement Aveyron und sind damit mittlerweile auch in der Region Midi-Pyrénées angekommen. Die alte Bezeichnung der Landschaft ist „Rouergue“. Estaing, wieder eines der schönsten Dörfer Frankreichs, mit seinem imposanten Schloss will einfach nicht näher kommen. Nach Verrières ist zwar der Lot wieder erreicht, aber die Straßenschilder weisen noch drei unerbittliche Kilometer bis Estaing aus. Puuuhhhhh!

Die lange Etappe findet ihr offizielles und angemessenes Ende auf der gotischen Brücke von Estaing, wo unsere Organisatoren uns mit ihren Fotoapparaten empfangen, damit es auch schöne Ankunftsbilder für unser Album gibt! Also: OUISTITI !!!

Geschlafen wir heute pilgergerecht in einer umgebauten Kapelle – frisch renoviert und heute Gite der Gemeinde Estaing.

Estaing

Ankunft in Estaing – das Tagesziel ist erreicht

Gepäck

Ein paar Worte zum Thema Gepäck: Im Hinblick darauf hatten wir es einfach: bis auf kleine Trinkrucksäcke mit wenigen Dingen im Gepäck, mussten wir nichts auf unserem Rücken transportieren. Zwei Kleinbusse nahmen unser Gepäck jeweils morgens auf und spuckten es abends wieder aus. Jedem „richtigen“ Pilger kann ich nur den Rat geben, wirklich auf alles zu verzichten, was nicht unbedingt notwendig ist und so leicht wie irgend möglich unterwegs zu sein. Zahlreiche, auf Leichtprodukte spezialisierte Hersteller machen das heute möglich, wenngleich die Gewichtsreduktion meist auch mit einem höheren Preis einher geht. Einen Leichtrucksack mit maximal 10-12 Kilo würde ich mir als Obergrenze setzen. Außer du willst Buße tun und leiden (viele schicken von unterwegs auch Pakete mit überflüssigem Gepäck nach Hause).

Links

Tourismus im Tal des Lot: http://www.tourisme-lot.com/en

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Gelaufen am 7. Juni 2015, 53 Kilometer, Höhendifferenz 989 Meter positiv und 1835 Meter negativ, in 10:26 Stunden. Wetter: früh sonnig, Mittag bis 31 °C, ab Nachmittag aufziehende Gewitter mit ein paar wenigen Regentropfen.

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 3 – Von Le Sauvage nach Nasbinals (55 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 3 – Von Le Sauvage nach Nasbinals (55 Km)

Von der Margeride in das Aubrac

Bevor es los geht –das Briefing

Manch einer, der bisher nur bei Veranstaltungen gelaufen ist, bei denen alles markiert ist, mag sich fragen, wie wir immer unseren Weg finden. Hier die Antwort: Vor jeder Etappe (in der Regel vor oder nach dem Abendessen) verteilt der Veranstalter Farbkopien mit detaillierten Kartenausschnitten. Auf diesen sind ebenfalls ein genaues Höhenprofil sowie die Angabe der einzelnen Kilometerpunkte. Zusätzlich gibt es kurze Beschreibungen von Punkten, an denen Zweifel bestehen können, der Weg nicht so gut markiert ist und und und… Außerdem fehlen auch nicht Hinweise und Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten: Damit auch keiner achtlos daran vorbeiläuft, waren auch ein paar Fragen dazu eingebaut, die man nur beantworten konnte, wenn man einen kleinen Umweg in Kauf nahm. Und ganz wichtig bei der Hitze Anfang Juni: der Hinweis auf öffentlich zugängliche Wasserstellen, wenn diese nicht offensichtlich am Weg liegen! Über die Karten wird dann kurz diskutiert –und am nächsten Tag kann’s losgehen.

Margeride

Zur Abwechslung ein Stück Straße – D587 kurz vor St. Roch – früh gegen sieben Uhr herrschen noch optimale Laufbedingungen

Weiß-rot-weiß

Zusätzlich zu unseren Karten gibt es natürlich noch die Wegmarkierung des GR 65 (GR für Grande Randonnée, also Fernwanderweg). Zwischen Le Puy und Conques ist der Weg wirklich sehr gut markiert (besser als im letzten Jahr in Südwestfrankreich), Winkel nach rechts oder links in der Markierung zeigen Richtungsänderungen kurz im Voraus an. Aber trotz allem, es gibt immer Spezialisten, die es trotzdem schaffen, vom Weg abzukommen. In diesem Fall gilt es, einen unserer zwei Begleiter anzurufen, und um Hilfe zu bitten…. Wenn du das Glück hast und ein Netz vorhanden ist! Wir sind schließlich „dans la France profonde“.

Margeride

Blick über die Margeride – Im Vordergrund der Weiler Le Rouget

Eine lange Etappe

Heute ist der Start unserer Gruppe schon um 6.30 Uhr, also kein Urlaub für Langschläfer, es stehen aber auch 55 Kilometer auf dem Programm! Wir setzen die Durchquerung der Margeride fort: Weiden und Wälder im Wechsel, nur wenige Dörfer liegen auf unserem Weg. Also Gelegenheit nutzen und rein zum Bäcker! Eine leckere Fougasse lacht mich an (dachte ich), aber ich muss lernen, dass hier eine Fougasse ein süßes Hefegebäck bezeichnet und nicht den salzigen Kuchen, den ich mir ausgesucht hatte. Man lernt nie aus. Dann gibt es halt eine kleine Pizza zum zweiten Frühstück.

Margeride

Kirche in St. Alban-sur-Limagnole

Le Puy Conques

Frühstückspause in St.-Alban-sur-Limagnole

Inzwischen haben wir auch das Departement und sogar die Region gewechselt: Wir sind jetzt in Südfrankreich, in der Region Langedoc-Roussillon im Departement Lozère, sicher das untypischste Departement dieser Region und eines der dünnstbesiedelsten in Frankreich.

Margeride

Die Margeride – jetzt im Departement Lozère in der Region Languedoc-Roussillon

Die Mittagspause ist heute in einem Gemeindesaal neben der Kirche in Aumont-Aubrac, der auch Pilgern immer offen steht und im Innern Abkühlung bietet und Erfrischungen bereithält. Man meint es hier sehr gut mit den Pilgern (und uns, wobei wir natürlich eigene Gruppenverpflegung dabei haben)!

Margeride - Aubrac

Single Trail bei Les Quatre Chemins am Übergang Margeride – Aubrac

Zwischenstopp bei Kilometer 39

Zwischenstopp bei Kilometer 39

Margeride - Aubrac

Der Wald lichtet sich – Wir kommen von der Margeride ins Aubrac

Im Aubrac

Bei Kilometer 39 ist dann die nächste Landschaft erreicht: das Aubrac. Ähnlich hoch gelegen wie die Margeride – zwischen 1000 und 1500 Metern – wird der Unterschied zwischen beiden schnell klar: auf dem Aubrac gibt es keinen Wald mehr! Nur noch von Steinmauern getrennte Weiden, die von Bachläufen und kleinen Mooren durchsetzt sind, soweit das Auge reicht. Zum Glück gibt es vorher noch einen Verpflegungsstopp bei einer Bar, um die Flüssigkeitsreserven aufzufüllen. Es ist eindeutig: wir sind wirklich auf dem Land, die Hühner laufen durch die Bar und picken die Brosamen der letzten Gäste auf und die Wirtin hat sicher schon zu Zeiten der Präsidentschaft Mitterands das Rentenalter erreicht.

Aubrac

Auf der Hochfläche das Aubrac

Die robuste Rinderrasse Aubrac mit ihren eindrucksvollen, geschwungenen Hörnern

Die robuste Rinderrasse Aubrac mit ihren eindrucksvollen, geschwungenen Hörnern

Juhuu – Wolken

Eine gute Nachricht – der Himmel bewölkt sich und in der Ferne beginnen sich, Gewitterwolken aufzubauen. Der Nachmittag im Aubrac verspricht nicht so gnadenlos heiß zu werden, wie uns das am Vorabend angekündigt wurde. Prima!

Wenige Pilger und viele Aubrac-Rinder sind unsere Zeugen, wie wir über die Hochflächen laufen. Höfe und Dörfer sind nun noch seltener als in der Margeride. Eine phantastische Landschaft! Weite Horizonte, nur vereinzelte Höhenzüge verstellen eine quasi unendliche Sicht. Der Wanderer oder Läufer schrumpft irgendwie zusammen in dieser unwirtlichen Gegend. Gleichzeitig werden aber auch die Kilometer jetzt immer länger und so bietet eine Auberge in Montgros eine willkommene Pause, obwohl es nur noch drei Kilometer bis zum Ziel sind.

Aubrac

Typisch Aubrac: sanfte Hügel, durch Bachläufe durchzogene und durch Mauern getrennte Weideflächen

Nasbinals – woanders wäre Nasbinals ein winziger Ort, hier ist es ein richtiges Zentrum auf der Hochfläche des Aubrac, und das mit seinen gerade einmal 500 Einwohnern. Unsere kleine Dreiergruppe entkommt gerade noch dem Gewitter, bevor wir endlich unsere Gite erreichen. Ein langer Lauftag liegt hinter uns!

Nasbinals, Ziel der 3. Etappe

Ankunft in Nasbinals – Die drohende Kulisse im Hintergrund verheißt nichts Gutes

Unterkunft und Verpflegung

Ein paar Worte noch zu den Gites an den Etappenzielen. Diese einfachen Unterkünfte sind voll auf die Belange der Wanderer und Pilger zugeschnitten. Neben großen bis sehr großen Schlafsälen, stehen meist auch kleinere Zimmer (2-4 Personen) zur Verfügung. Beim Essen hat man oft die Wahl zwischen Küchenbenutzung zur Selbstverpflegung oder einem servierten Abendessen (3 oder 4 Gänge, versteht sich!).

Inklusive des Abendessens liegen viele Gites vom Budget her um die 30 €, ohne bei etwa 20 €. Mittags findet man ein einfaches „Menu pélérin“ um die 10 €, bei schönem Wetter bietet sich natürlich Picknicken an, alles dafür findet man in Bäckereien und kleinen Geschäften („superettes“) in den Ortschaften.

Links

Mehr über das Aubrac: Tourismus im Aubrac

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Gelaufen am 6. Juni 2015: 55 Kilometer, Höhendifferenz 986 Meter positiv und 1103 Meter negativ, in 10:08 Stunden. Wetter: früh sonnig, Mittag bis 31 °C, ab Nachmittag Wolken (yuuhpeeeh!!!)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 2 – Von St. Privat d’Allier nach Le Sauvage (40 Km)

Laufen auf dem Jakobsweg Teil 2 – Von St. Privat d’Allier nach Le Sauvage (40 Km)

Über den Allier ins Gévaudan

Ab heute startet unsere 20 Teilnehmer große Läufergruppe in zwei Startgruppen. Die „Langsamen“ (inklusive mir natürlich) müssen zwar früher aufstehen, das hat aber den Vorteil, unterwegs die anderen Teilnehmer zu treffen (um nicht zu sagen, von ihnen überholt zu werden). Außerdem wird nur so die Besetzung unserer Verpflegungsstationen für alle Teilnehmer durch unsere beiden Betreuer möglich. Startschuss also heute Morgen um 7 Uhr (7:45 Uhr für die „Schnellen“). Bei der Hitze bin ich allerdings froh, möglichst viele Kilometer bis 10 Uhr hinter mich zu bringen, dann wird es schon sehr heiß – heute bis zu 33 °C.

Margeride

Blick von Rochegude nach Westen auf die Wälder der Margeride

St Jacques in Rochegude

Die Kapelle St. Jacques in Rochegude – unser Veranstalter hat in das tägliche Roadbook ein paar Fragen eingebaut, damit wir nicht an den Sehenswürdigkeiten vorbeilaufen (hier war das Datum der Renovierung der Kapelle gefragt, das sich im Inneren befindet)

Rochegude

Rochegude mit den Überresten der Burg (oben rechts)

Die Schlucht des Allier

Nach kurzen Anstiegen führt uns unser erstes Tagesziel hinab zum Fluss Allier, der nach 8 Kilometern erreicht ist. Der Allier hat sich hier im Oberlauf rund 400 Meter tief in die Basaltdecken eingegraben und ist auch bei Kanu- und Kayaktouristen sehr beliebt.

Monistrol d'Allier

Blick in das Alliertal bei Monistrol d’Allier (vom Ortsteil Rochegude kommend)

Monistrol d'Allier in der Schlucht des Allier

Monistol d’Allier, Blick von der Brücke über den Allier zum Ortskern

Hinauf in die Margeride

Statt kühlem Nass erwartet uns jedoch ein steiler Anstieg auf die Höhen der Margeride, einem Teil des französischen Zentralmassivs, der uns heute auf über 1300 Meter Meereshöhe bringen wird (der Allier liegt auf  580 Meter). Am späten Vormittag erreichen wir Saugues – heute ist Markttag und es gibt jede Menge zu sehen! Ein paar frische Pfirsiche bringen saftige Erfrischung. Leider bleiben mir Einkäufe an den verführerisch aussehenden Käse- und Wurstständen verwehrt, ich kann ja schließlich nicht mit einer großen Wurst durch die Hitze laufen!

Margeride

Der steile Anstieg von Monistrol auf die Hochfläche der Margeride

Saugues

Wochenmarkt und Kirche in Saugues, ganz im Südosten des Départements Cantal

Die Bestie von Gévaudan

In Saugues treffen wir auch die berühmte Bestie von Gévaudan. Zum Glück nur als Holzskulptur, denn im 18. Jahrhundert hat sie in der Grafschaft Gévaudan, wie das Gebiet früher hieß, Angst und Schrecken verbreitet: Über 100 Personen, überwiegend Frauen und Kinder, sollen von dem Tier (oder den Tieren) getötet worden sein. Eine zweifelsfreie Lösung über die Natur der Bestie gibt es bis heute nicht und so sind viele Legenden um das Untier entstanden, dem wir heute im Gebiet des Gévaudan in Form vieler furchteinflößender Phantasieskulpturen wieder begegnen.

La Bête du Gévaudan

Die Bestie von Gévaudan (Bête du Gévaudan) – hier auf einem Dorfbrunnen in Aumont-Aubrac (3. Etappe)

Auf dem Granitplateau der Margeride

Die Landschaft wird jetzt mehr und mehr voralpenländisch: große Weideflächen wechseln sich ab mit Waldgebieten und dieser Charakter verstärkt sich, je weiter wir auf die Margeride hinaufkommen (während Gévaudan eine politische Bezeichnung der alten Grafschaft ist, bezeichnet der geografische Begriff Margeride das Granitplateau in diesem südlichen Teil des Zentralmassivs).

Margeride

Typische Landschaft der Margeride – durch die Höhe blühen viele Frühlingsblumen noch Anfang Juni

Margeride

Bei uns sind Ginster, Narzissen und Co. längst verblüht – hier in der Margeride ist die Natur etwas später dran

Le Sauvage – Ziel erreicht

Nach kontinuierlichen Anstiegen ist nach 40 Kilometern unser Tagesziel erreicht. Inmitten großer Weideflächen liegt die Domaine du Sauvage auf 1320 Meter Höhe. Der Name ist Programm, das Gut ist weit entfernt von jeder Ansiedlung mitten im “Nichts“. Jedoch präsentiert sich Le Sauvage heute im Kaiserwetter, Teilnehmer, die schon im Vorjahr dabei waren, berichteten dass sie Ende Mai 2014 hier im Schneeschauer angekommen sind!

Domaine Le Sauvage

Innenhof mit Brunnen in der Domaine Le Sauvage

Unterhalten wird das historische Gut von einer Landwirtschaftskooperative und so sind die meisten der Produkte, die abends auf den Tisch kommen, aus eigener Herstellung. Ein Grund, wieder zu kommen!

Domaine Le Sauvage

Wegweiser an der Domaine Le Sauvage – generell ist der Jakobsweg bestens ausgeschildert

Beim nächsten Mal geht es dann von der Margeride in die nächste tolle Landschaft: das Aubrac. Für mich der landschaftliche Höhepunkt der kurzen Reise!

Domaine Le Sauvage

An der Domaine Le Sauvage auf der Hochfläche der Margeride

Links

Für den sehr beliebten Abschnitt des Jakobswegs von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Die Domaine Le Sauvage hat leider eine schreckliche Webseite, hier dennoch der Link: Le Sauvage en Gévaudan

Fremdenverkehrsbüro mit Infos zur Umgebung: Saugues – Fremdenverkehr

Gelaufen am Freitag, den 5. Juni 2015, 40 Kilometer, Höhendifferenz 1200 Meter positiv und 788 Meter negativ, in 7:48 Stunden inklusive ausführlichen Besuch des Marktes in Saugues, langen Pausen an drei Verpflegungsstationen, in einer schattigen Bar in Chazeau sowie natürlich vielen Fotostopps! Wetter: wolkenlos, kaum Wind, bis zu 33 °C.

 

Laufen auf dem Jakobsweg (von Le-Puy-en-Velay nach Conques) Teil I

Laufen auf dem Jakobsweg (von Le-Puy-en-Velay nach Conques) Teil I

4 ½ Tage – 208 km

Teil 1 – Von Le-Puy-en-Velay nach St. Privat d’Allier

In diesem und den nächsten Beiträgen geht es wieder auf den Jakobsweg (siehe auch April 2014 und die dann folgenden Beiträge). Startpunkt ist diesmal die kleine Stadt Le-Puy-en-Velay in der Auvergne, genauer im Departement Haute-Loire. Vielen gilt das Stück zwischen Le-Puy und Conques als schönster Abschnitt des französischen Teils des Jakobsweges. Lassen wir uns überraschen!

Nach den tollen Erlebnissen im Vorjahr habe ich mich wieder einer Gruppe unter Leitung des Vereins AVENTURAID angeschlossen. Allein die Tatsache, dass wieder acht Läuferinnen und Läufer vom Vorjahr dabei waren zeigt, dass der Veranstalter vieles richtig macht: prima Atmosphäre, gute Betreuung und viel Spaß stehen auf dem Programm – trotz aller Anstrengung und diesmal extremen Temperaturen an allen 5 Tagen bis zu über 33 °C.

Le-Puy-en-Velay

Blick die Rue des Tables hinauf zur Katedrale von Le-Puy-en-Velay

Le Puy – Pilger und Linsen

Bevor es auf den Weg geht, darf ein Rundgang in der kleinen, sympathischen Stadt Le Puy natürlich nicht fehlen. Alles steht im Zeichen der Jakobspilger und dem wohl bekanntesten Produkt der Stadt, der grünen LePuy-Linse. Das stark hügelige und von Basaltkegeln gekennzeichnete Hochplateau des Velay bietet den Linsen beste Wachstumsbedingungen. So begegnet man den Linsen zwangsläufig in den meisten Restaurants der Stadt wieder: Bratwurst mit Linsen oder Linsensalat sind wohl die beiden häufigsten Gerichte in Le Puy. Aber auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten. Das kleine historische Stadtzentrum mit vielen Geschäften lädt zu einem Stadtbummel ein. Der Dom und die jeweils auf Basaltkegeln stehende Marienstatue und die Kapelle Saint-Michel verlangen dem Stadtbesucher einiges an Kondition ab. Die Anstrengung wird mit phantastischen Blicken über die Stadt belohnt.

LePuy-Conques

Vor dem Start an der Kathedrale von Le-Puy

Die erste Etappe

Für uns Läufer fällt der Startschuss am Donnerstagnachmittag auf den oberen Stufen der Kathedrale. Auf die kurze Stadtquerung folgt dann der lange Anstieg aus dem Becken von Puy hinauf auf das Hochplateau des Velay. Von den 24 Kilometern des ersten Nachmittages geht es nach 500 Metern bereits hinauf und der Anstieg ist erst bei Kilometer 19 zu Ende. Das Wetter meint es bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen bis zu 32 °C dann doch etwas zu gut mit uns. Der Schweiß läuft in Strömen und der Körper verlangt ständig nach Flüssigkeit. Neben einer organisierten Verpflegung bei Kilometer 9, sind Dorfbrunnen und öffentliche Wasserhähne willkommene Zwischenziele!

LePuy-Conques

Kirche in St. Christophe sur Dolaison

LePuy-Conques

Die dicken Mauern der Kapelle St Roch bei Montbonnet bieten Einkehr und etwas Abkühlung, bevor es wieder auf den Weg geht

Erst die letzten 5 Kilometer geht es dann hinunter in das Tal des Allier, der die natürliche Grenze zur Margeride bildet, einer wenig bekannten Landschaft des französischen Zentralmassivs, doch dazu mehr beim nächsten Mal! Also dran bleiben – Fortsetzung folgt!

LePuy-Conques

Der Weg ist nicht zu verfehlen – gute Ausschilderung des GR 65 zwischen Le-Puy und Conques

LePuy-Conques

Der Ort St. Privat d’Allier liegt hoch über dem Tal des Allier

 

Praktische Hinweise

Le-Puy als ein Hauptziel der Pilger ist genauso wie die anschließende Wegstrecke nach Conques bestens mit Infrastruktur ausgestattet: Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés sind bestens auf Pilger bzw. durchreisende Tagesgäste eingerichtet. Verschiedene Taxidienste bieten die Rückkehr von Conques nach Le-Puy an. Das Auto kann in Le-Puy zu besonderen Tarifen in der Tiefgarage bleiben (städtische Tiefgarage Le Breuil: Woche 22 €, für den Touristentarif beim Personal melden!). Wir waren im Gîte/Apparthotel les Capucins gut untergebracht, neue Zimmer, freundliche Leitung (auch deutschsprachig). Die Übernachtungspreise im Gîte liegen bei 22-26 €, die Zimmer deutlich darüber.

Links

Für den beliebten Abschnitt von Le-Puy nach Conques gibt es eine eigene Webseite zur Planung: http://www.lepuyconques.com/ (auch als App)

Infos zu dem Anbieter, mit dem ich unterwegs war (Aventuraid) : http://courses.free.fr/compostelle/

Zum Fremdenverkehrsbüro in Le-Puy geht’s hier: http://www.ot-lepuyenvelay.fr/

Und wer sich vor der Abreise stärken will, dem sei die Seite der grünen Puy-Linse empfohlen: http://www.lalentillevertedupuy.com/. Die Linse hat übrigens auch eine Facebook-Seite!

Strecke gelaufen am 4. Juni 2015, Start: 13.45 Uhr; Laufzeit: 3:48 Stunden, 24 Kilometer, Höhenunterschiede: +634 m, – 435m