Mein Weihnachtsgeschenk an euch: ein Bericht über einen der großen, traditionellen und mythischen Trailläufe in Frankreich – La SaintéLyon! Jedes Jahr am ersten Wochenende im Dezember treffen sich die Trailfans in Saint-Etienne, um dann nach Lyon zu laufen oder zumindest eine Teilstrecke davon.
Start ist um Mitternacht!
Seit 1951 wird dieser Lauf durchgeführt und hat 2013 seinen 60-jährigenGeburtstag. Das stimmt zwar nicht ganz, denn in den ersten Jahren war es eine reine Wanderung und es war sogar verboten zu laufen! Das hat sich erst 1977 geändert. Aber seitdem sind jährlich mehr und mehr Teilnehmer zu nächtlicher Zeit unterwegs, denn das ist das Besondere: Start ist nämlich traditionell um Mitternacht.
Zur Geisterstunde also machen sich Tausende auf den Weg und im Schein der Stirnlampen und Fackeln am Start, gibt diese Beleuchtung mit den dazugehörigen Dunst- und Nebelschwaben bei winterlichen Temperaturen diesem Lauf ein ganz besonderes Flair. Ganz besonders galt dies für die Jahre 2010 und 2012, als der frühe Wintereinbruch den Läufern zusätzliche Winteratmosphäre in Form von Schnee und Eis bescherte.
75 Kilometer durch die Nacht
Die Gesamtstrecke von Saint-Etienne nach Lyon beträgt jetzt 75 Kilometer. Hatte die Strecke über Jahre hinweg 69 Km betragen (wir sind hier im Departement 69, Rhône), ist sie jetzt verlängert worden. Auf etwa 50 %Straße und 50% Trails und Wegen geht es in der Dunkelheit über die Lyoner Bergrücken ins Rhonetal hinunter. Zu 1800 Höhenmetern (positiv) kommen daher 2100 Höhenmeter negativ hinzu.
Neben der Gesamtstrecke stehen zwei kürzere Läufe zur Verfügung, außerdem kann die Distanz im Team zu zwei, drei oder vier Läufern zurückgelegt werden, die dann jeweils ein Teilstück zurücklegen. Insgesamt hat die Veranstaltung heute über 12000 Teilnehmer. Alle Startplätze waren 2013 bis Mitte Oktober, also etwa 8 Wochen vor dem Start, vergeben.
La SaintéLyon – französischer Trailklassiker jedes Jahr Anfang Dezember
Anreise und Shuttlebus
Wenn man mit dem Auto anreist, lässt man es am besten in Lyon stehen, es stehen genügend Plätze zur Verfügung. Von dort kann man mit Bussen des Veranstalters (Kosten 12 €) nachmittags bis in den Abend hinein nach Saint-Etienne fahren. Dort angekommen, sammelt sich das Läuferfeld in einer großen Messehalle mit einigen Sponsorenständen und einer Veranstaltungsbühne. Hier wird die Zeit bis Mitternacht allerdings immer länger und länger…
Besser ist es, einen Chauffeur zu haben, der nach Saint Etienne fährt. Dann kann man die Zeit noch zusammen verbringen, sich bei einem Abendessen stärken und erst relativ spät zur außerhalb gelegenen Messehalle zu fahren. Der Fahrer ist dann über die Autobahn schnell zurück und kann noch ein paar Stunden schlafen, bevor er die Läufer beim Zieleinlauf wieder in Empfang nimmt.
Achtung: Umgekehrt ist ein Transport nicht vorgesehen. Es gibt am Morgen keine Busse zurück nach Saint Etienne!
Selbst ist der Läufer
Während des Laufes selbst gibt es fünf Verpflegungspunkte. Dazwischen ist Autonomie angesagt. Ein Trinkvorrat von einem halben Liter wird deshalb zwingend vorgeschrieben. Meiner Meinung nach empfiehlt es sich, seinen Vorrat reichlicher zu bemessen. Bei so vielen Teilnehmern ist (zumindest an den ersten) Verpflegungspunkten die Hölle los. Etwas mehr Autonomie kann daher nicht schaden. Eine gute Stirnlampe empfiehlt sich wie Handschuhe, Stirnband/Fleecemütze und wettergerechte Ausrüstung von selbst.
Wie bei vielen anderen Trails heißt die Devise auch hier: wenn ich auf Zeit laufe, muss ich von Anfang an Gas geben! Geht es die ersten Kilometer noch auf breiten Straßen aus St. Etienne hinaus, haben wir spätestens an den ersten Singletrails den bekannten Flaschenhalseffekt. Man reiht sich ein und dann geht es im Gänsemarsch voran, überholen wird schwierig und kostet unverhältnismäßig viel Energie und die ist noch von Nöten.
Der Geruch des Brotes
Gut in Erinnerung ist mir noch eine Passage durch einen Ort. Es wird schon gegen fünf Uhr früh gewesen sein. Nach vielen Stunden Laufens durch die Nacht strömte mir plötzlich der Duft von frisch gebackenem Brot aus einer Bäckerei entgegen! Herrlich! Das gab nochmal Kraft für den Rest der Strecke.
Cocoricoo !
Und bald begannen auch die ersten Hähne zu singen: In Frankreich krähen die Hähne nämlich nicht, sondern sie singen: „le coq chante“; außerdem rufen die gallischen Hähne Cocoricoo! und nicht Kikerikii!; also mal genau hinhören, wenn ihr wieder in Frankreich seid ;-).
Selbst gelaufen 2009 in 9 Stunden, 3 Minuten (69 Kilometer).
Plus und Minus
Meine Pluspunkte: Atmosphäre beim Start, kilometerlange „Stirnlampen-Installationen“ unterwegs, Morgenerwachen
Meine Minuspunkte: Von der Gegend kriegst du absolut nix mit, Gedrängel unterwegs, Wartezeit vor dem Start
Alle Infos auch in englischer Sprache:
http://www.saintelyon.com/
Hier gibt es auch viele Fotos! (Sorry, kann leider keine eigenen Fotos anbieten).
La Fête des Lumières
Wenn ich schon mal da bin: La Fête des Lumières
Der Trail LaSainteLyon fand 2013 zur gleichen Zeit wie das Fête des Lumières, dem Lichterfest in Lyon statt. Vom 6. bis 9. Dezember tauchten Lichtinstallationen von Künstlern, die aus der ganzen Welt dafür anreisten, die Stadt Lyon in ein magisches Licht. Aber nicht nur Licht, auch Videoprojektionen, Toninstallationen und Theatergruppen bezaubern die Besucher von Lyon seit Jahren. Mehr dazu, auch in deutscher Sprache:
http://www.de.lyon-france.com/